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Digitalisierung in der Pflege: Pflicht oder Chance?

2. Juni 2025 | Beata Luczkiewicz
Männliche Pflegefachkraft eines ambulanten Pflegedienstes im Auto mit Smartphone.

Während andere Bereiche des Gesundheitswesens längst digital über die Telematikinfrastruktur (TI) vernetzt sind, steht die Pflegebranche noch am Anfang dieser Entwicklung. Der Wandel ist unausweichlich – und bietet enormes Potenzial. Ab Juli 2025 ist die Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) gesetzlich verpflichtend. Was zunächst wie zusätzlicher Aufwand erscheint, kann sich als Wendepunkt erweisen: hin zu mehr Effizienz, weniger Bürokratie und besserer Versorgung.

Mehr Zeit: Digitalisierung entlastet die Pflege

Pflege lebt von Beziehung, Vertrauen und Zuwendung. Doch im Alltag geht oft wertvolle Zeit verloren – durch veraltete Kommunikationswege, doppelte Dokumentation und Medienbrüche. Genau hier setzt die Digitalisierung an. Die TI, das hochsichere digitale Netz des deutschen Gesundheitswesens, soll künftig auch ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen einbinden.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Prozesse werden effizienter, Informationen werden strukturiert übermittelt, und der Verwaltungsaufwand sinkt. Jede Minute, die Pflegekräfte mit aufwendiger Bürokratie verbringen, fehlt den Menschen, die auf sie angewiesen sind. Die Digitalisierung kann diesen Druck deutlich verringern – vorausgesetzt, sie wird konsequent genutzt.

Von der gesetzlichen Pflicht zur echten Perspektive

Die TI-Anbindung ist längst gesetzlich verankert: Seit Juli 2023 können sich Pflegeeinrichtungen freiwillig anschließen. Ab dem 1. Juli 2025 wird die Anbindung nun verpflichtend. Mit KIM (Kommunikation im Medizinwesen) können wichtige Dokumente direkt per sicherer E-Mail ausgetauscht werden. Ab Ende 2026 soll ausschließlich über die TI abgerechnet werden. Es lohnt sich, über die bloße Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben hinauszudenken – denn mit der TI eröffnen sich handfeste Vorteile:

  • Schnellere Kommunikation: Arztbriefe, Verordnungen oder Medikationspläne können über KIM (Kommunikation im Medizinwesen) sicher und digital ausgetauscht werden – ohne Fax oder Papierakten. Auch „kleine Alltagshelfer mit großer Wirkung“ wie z. B. Pflegeüberleitungsbögen vom Krankenhaus können direkt ins KIM-Postfach des Seniorenheims oder des mobilen Pflegedienstes übermittelt werden – und das ohne Fax oder unsichere E-Mail.
  • Mehr Transparenz: Die elektronische Patientenakte (ePA) ermöglicht einen strukturierten Zugriff auf aktuelle Gesundheits- und Notfalldaten – jederzeit und nachvollziehbar. Für die Pflege sind z. B. neu gestellte Diagnosen der Patientenakte direkt zu entnehmen. Das kann essenziell für die weitere Pflegesituation sein. Pflegekräfte haben so schneller Zugriff auf wichtige Daten und behalten den Überblick über den Gesundheitszustand ihrer Klientinnen und Klienten – eine wichtige Grundlage für fundierte Entscheidungen.
  • Weniger Bürokratie: Digitale Prozesse ersetzen umständliche Papierdokumentation und zeitintensive Telefonate – das spart Ressourcen und erhöht die Datensicherheit. Unzählige Stunden verbringen Pflegekräfte in Warteschleifen oder warten auf Rückrufe. Mit der sicheren E-Mail- und Chatkommunikation der TI werden zwar nicht alle Telefonate überflüssig, aber viele. Und das spart Zeit für das Wesentliche. 

Pflege kann von bewährten Erfolgen profitieren

In Arzt- und Zahnarztpraxen, Kliniken und Apotheken ist die TI längst Teil des Alltags. Das E-Rezept ist heute schon aus dem Alltag der Praxen und Apotheken nicht mehr wegzudenken. Auch der Versand elektronischer Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) über die TI hat sich fest etabliert. Diese Erfahrungen zeigen: Die Technik funktioniert, sie wird akzeptiert und bringt echte Entlastung. Die Pflege kann auf diese erprobten Lösungen aufbauen – und von Anfang an profitieren.

Erfolgreiche Digitalisierung braucht Mitgestaltung

Die Technik ist da – jetzt kommt es auf die Umsetzung im Alltag an. Damit die Telematikinfrastruktur ihren Nutzen in der Pflege entfalten kann, müssen Pflegekräfte gut vorbereitet und aktiv eingebunden werden. Digitale Anwendungen wie KIM sind einsatzbereit und haben ihren Nutzen bereits bewiesen. Entscheidend ist nun, dass sie in der Pflege verständlich eingeführt, geschult und sinnvoll genutzt werden.

Fazit

Digitale Prozesse können Abläufe vereinfachen – aber nur, wenn sie zur Realität vor Ort passen. Einrichtungen, die ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitnehmen, praxisnahe Schulungen anbieten und Raum für Rückfragen schaffen, erhöhen die Akzeptanz spürbar. So wird die Digitalisierung nicht als zusätzliche Belastung wahrgenommen, sondern als Werkzeug, das entlastet und die Versorgung verbessert.

Wir sind gerne für Sie da und bringen auch Ihren Pflegedienst oder Pflegeeinrichtung in die TI! 

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