Mit dem Ziel aufzuzeigen, wie es schon heute möglich ist, einen interoperablen Datenaustausch auf Basis standardisierter Schnittstellen mit HL7 FHIR zu schaffen, haben das BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin (ukb) und der Softwareanbieter CGM Clinical Europe gemeinsam als eines von sieben Pilotprojekten den neuen gematik-Standard ISiK („Informationstechnische Systeme in Krankenhäusern“) umgesetzt.
Mit dem erfolgreichen Abschluss des Projekts hat das ukb gezeigt, wie Interoperabilitätsvorgaben von standardisierten Schnittstellen im klinischen Alltag eingeführt und angewendet werden können.
Aufgrund der eher heterogenen IT-Landschaft in deutschen Kliniken ist es bisher nur sehr eingeschränkt möglich, behandlungsrelevante Daten schnell und sicher auszutauschen und sie überall dort verfügbar zu machen, wo sie wirklich gebraucht werden. Grund dafür ist, dass die Systeme nicht miteinander „sprechen“ – aufgrund unterschiedlicher technischer Voraussetzungen stehen sie häufig als inkompatible Insellösungen nebeneinander. Hinzu kommt ein im Rahmen der Digitalisierung zunehmender Bedarf zur Einbindung sogenannter Expertensysteme für hoch spezialisierte fachliche Fragestellungen.
Mit den neuen standardisierten Schnittstellen ISiK kommt die gematik ihrem gesetzlichen Auftrag nach § 373 SGB V nach. ISiK basiert auf HL7 FHIR und soll nicht nur den Datenaustausch innerhalb von Krankenhäusern erleichtern, sondern auch dabei unterstützen, Sektorengrenzen der verschiedenen Leistungserbringer zu überwinden.
Mit einer Übergangsfrist von 24 Monaten müssen seit dem 30.06.2021 alle Softwarelösungen, die als zentrale primäre Informationssysteme im Krankenhaus genutzt werden – also Krankenhausinformationssysteme (KIS) oder klinisches Arbeitsplatzsysteme (KAS) – das Verfahren zur Bestätigung des interoperablen Datenaustausches der Informationssysteme im Krankenhaus (ISiK) der gematik erfolgreich durchlaufen.
Viren oder Erreger, die sich z. B. durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion oder auch aerogen übertragen, sind im klinischen Umfeld hoch problematisch. Wird bei einem Patienten im Krankenhaus ein kritischer Erreger wie ein multiresistenter gramnegativer Erreger, ein Norovirus oder auch aktuell eine COVID-19-Infektion festgestellt, herrscht „Alarmstufe Rot“. Es besteht akuter Handlungsbedarf, um möglichst schnell festzustellen, zu welchen anderen Patienten und Angestellten die Person während ihres Aufenthalts Kontakt hatte, um Infektionsketten gezielt zu unterbrechen.
Diese Daten liefert das im ukb eingesetzte Krankenhausinformationssystem (KIS) CGM MEDICO, in dem Patient*innenbewegungen erfasst und problemlos nachvollzogen werden können. Sollen jedoch alle während der Bewegungskette entstandenen Kontakte zu anderen Patient*innen berücksichtigt werden, ist dies nur mit erheblichem Aufwand durch eine „händische“ Sichtung der Daten im KIS und Anfertigen entsprechender Aufzeichnungen verbunden.
Um diesen Vorgang zu beschleunigen und wirksame Maßnahmen einleiten zu können, wurde das KIS mit der CGM-Lösung Patient*innentracking aus der Fachanwendung Hygienemanagement und Surveillance MetaIPSS ergänzt. Das KIS stellt die Bewegungsdaten gemäß ISIK Release 1.0 via SMART on FHIR für MetaIPSS zur Verfügung. Das Patient*innentracking-Modul ist in die Benutzeroberfläche des Krankenhausinformationssystems CGM MEDICO integriert, sodass die Benutzer keinen Kontextwechsel vornehmen müssen. MetaIPSS nutzt die vom KIS bereitgestellten Bewegungsdaten für die Darstellung der Bewegungen eines bestimmten Patient*innen (Indexpatient) und betrachtet gleichzeitig die Bewegungsdaten aller übrigen Patient*innen, um Kontakte zu identifizieren und auszuweisen. Dank der Integration in die Benutzeroberfläche von CGM MEDICO sind die Informationen „mit einem Klick” und ohne weitere Umwege erreichbar.