Autor: Jens Mau / Hauptstadtkorrespondent / jens.mau@bibliomed.de
CGM ist größter Praxissystemanbieter und zweitgrößter KIS-Hersteller Deutschlands. Der aktuelle Umsatzboom des Unternehmens basiert auf Zukäufen und dem KHZG. Hannes Reichl verantwortet das Klinikgeschäft des Konzerns und spricht über die aktuellen Game Changer im KIS-Markt.
"Für 2023 erwarten wir für den Konzern ein organisches Wachstum von circa fünf Prozent. Hinzu kommen die Umsatzbeiträge der neu akquirierten Unternehmen. Alle Segmente tragen zum organischen Wachstum bei, klarer Wachstumstreiber ist jedoch unser Krankenhaussegment mit einem erwarteten organischen Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Dies liegt über dem Konzerndurchschnitt."
"Im ersten Quartal 2023 ist der Umsatz mit Kliniksoftware gegenüber dem Vorjahr organisch um elf Prozent gewachsen. Unsere Prognose für die Umsatzentwicklung im Jahr 2024 werden wir wie üblich im Februar 2024 veröffentlichen. Als Indikation kann aber unsere Umsatzerwartung für die mittelfristige Entwicklung bis 2025 dienen, die wir im September 2021 publik gemacht haben. Hier haben wir für das KIS-Segment die Ambition für ein durchschnittliches organisches Umsatzwachstum pro Jahr im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich veröffentlicht. Durchschnittlich heißt natürlich, dass es in einzelnen Jahren auch darunter- oder darüberliegen kann. Aktuell befinden wir uns in einer Phase starken Wachstums, sodass wir für das Gesamtjahr 2023 gute Chancen sehen, dass das organische Wachstum am oberen Ende der prognostizierten Bandbreite liegt. Vor allem das deutsche Krankenhauszukunftsgesetz ist hier der Treiber."
"2022 ist der Konzernumsatz um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Bereinigt um Akquisitions-, Währungs- und Sondereffekte lag das organische Wachstum bei gut sechs Prozent."
"Wenn wir akquirieren, achten wir darauf, dass wir die Durchgängigkeit der sogenannten Patient Journey abbilden. Grundgedanke ist die Verfügbarkeit von Daten, um so die Versorgung effizienter zu machen. Natürlich kaufen wir aber auch technisches Know-how ein. KI ist derzeit ein wichtiges Feld."
"Die Veränderung passiert jetzt schon. Viele medizinische Entscheidungshilfen basieren auf KI und da werden noch viele weitere kommen. Auch im administrativen Bereich, etwa bei der Kodierung, steckt viel KI-Potenzial. Auch bei uns im Unternehmen ist KI großes Thema. Wir arbeiten daran, mit KI die Supportprozesse zu verbessern und setzen sie zukünftig auch bei der Softwareentwicklung ein."
SAP stellt bis 2027 den Support der wichtigen Branchenlösung IS-H ein – viele Krankenhäuser überrumpelt das. Denn neben den vielen laufenden KHZG-Projekten müssen die IT-Abteilungen auch noch eine Alternative für ihr Patientenmanagementsystem suchen oder gar ein ganz neues KIS.
"Wir beschäftigen uns mit allen Möglichkeiten. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir uns zu konkreten Projekten nicht äußern."
"Langfristig gesehen macht es Sinn, die KIS zusammenzuführen. Doch es gibt keinen unmittelbaren Plan, unser KIS Medico abzukündigen. Bei Ausschreibungen von für uns potenziellen neuen Kunden bieten wir fast ausschließlich unser neues KIS CGM Clinical an. Die dort weiterentwickelten Komponenten docken wir aber auch in unseren anderen KIS an."
"Zusätzlich zum Akutbereich sind wir auch bei Reha-Kliniken aktiv und dort sogar das KIS mit den meisten Installationen. In Summe sprechen wir von rund 800 Kliniken, die in Deutschland mit CGM Software betrieben werden."
"In Deutschland haben wir im vergangenen Jahr vier KIS-Ausschreibungen in Akut- und Reha-Kliniken gewonnen."
"Ich würde mir als Klinik keine Sorgen machen. Derzeit ist die Lage etwas angespannt, weil alle KIS Anbieter die Ausschreibungen umsetzen, die sich aus dem Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) ergeben haben. Aber diese Kapazitäten werden ja bald wieder frei. Außerdem wird unser KIS immer flexibler und damit auch leichter einzuführen."
"Auch Maximalversorger werden ihre medizinische Versorgungsstrategie zunehmend auf ein ambulantstationäres Setting ausrichten müssen und stärker in die Koordination der Versorgung gehen. Wir stellen uns als Partner im Sinne eines One-Stop-Shops auf, der Expertise und Produkte im ambulanten und stationären Sektor mitbringt. Hier können wir dem Kunden nicht nur Integrationsleistung, sondern auch Beratung anbieten."
"Es wirkt sich positiv aus. Die auf das KHZG zurückzuführenden Aufträge haben bei uns mittlerweile ein Volumen von 130 Millionen Euro erreicht."
"Generell ergibt sich durch die Verfügbarkeit von Daten die Möglichkeit, die Versorgung besser zu steuern. Hier wollen wir unterstützen. Ein weiterer Megatrend ist der direkte Zugang des Patienten zu Leistungserbringern über Portale oder Telemedizin. In den USA ist der sehr deutlich zu sehen und auch in Europa wird dieses Thema immer relevanter. "
"Grundsätzlich sind wir als Softwarehersteller in allen Sektoren gut aufgestellt. Wir wissen, dass der Gesundheitsmarkt ein sehr stark wachsender Bereich ist und dass es viele Effizienzreserven gibt, die durch Digitalisierung gehoben werden können. Also der Markt wächst, die Digitalisierung ist ein relevantes Instrument und CGM ist intersektoral aufgestellt. Beim Zusammenwachsen der Sektoren können wir eine wichtige Rolle spielen."
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CGM HIS KI-Lösungen
Mag. (FH) Hannes Reichl,
CompuGroup Medical
Board Member Clinical & Social Care