Deutschland

Warum sich die eigene Apotheke heute und morgen lohnt

24. Juli 2025

Mit der richtigen Strategie bleibt Apotheke ein starkes Geschäftsmodell

Trotz aller Unkenrufe: Die Apotheke vor Ort ist und bleibt ein unverzichtbarer Teil der Gesundheitsversorgung – heute wie in Zukunft. Wer sich auf neue Rahmenbedingungen einstellt, kann auch künftig erfolgreich wirtschaften. Denn: Der Apothekenmarkt bietet nach wie vor stabile Chancen – vorausgesetzt, man gestaltet den Wandel aktiv mit. Eine Analyse mit Ausblick.

Apotheke in Deutschland in Zahlen und Fakten

Der deutsche Apothekenmarkt schrumpft auf der einen Seite, wächst aber auf der anderen. Im Frühjahr 2025 lag die Zahl der Apotheken bei 16.908 – so niedrig wie lange nicht. Immer mehr Betriebe schließen, die Marktdichte liegt in Deutschland bei rund 20 Apotheken pro 100.000 Einwohner und damit klar unter dem EU-Durchschnitt  von 31 Apotheken. Gerade in ländlichen Regionen ist die Versorgung oft schon jetzt kritisch.

Wie steht es um die Wirtschaftlichkeit der Vor-Ort-Apotheken? Ein Blick in den Apothekenwirtschaftsbericht 2025 der ABDA[1] zeigt, dass der Gesamtumsatz 2024 bei 70,40 Mrd. Euro netto lag gegenüber 66,36 Mrd. Euro netto im Jahr 2023. Ein Anstieg, allerdings macht allein der Wareneinsatz rund 80 Prozent dieses Umsatzes aus. Im statistischen Durchschnitt erwirtschaftete eine Apotheke 2024 einen Umsatz von 3.699 Mio. Euro netto und erzielte ein Betriebsergebnis in Höhe von 162.000 Euro – vor relevanten Positionen wie Steuern und Altersvorsorge. Der Blick in die Statistik zeigt allerdings auch, dass die Durchschnittsbetrachtung hinkt. Denn tatsächlich haben 26 Prozent der Apotheken mit einem eher mageren Betriebsergebnis und 7 Prozent sogar mit einem Minus abgeschlossen. Es gibt also profitable Apotheken, aber demgegenüber auch eine hohe Zahl solcher, die mit knappen Betriebsergebnissen zu kämpfen haben und bei weiter bei stagnierenden Honoraren und Fixzuschläge darüber nachdenken, das Geschäft aufzugeben.

Der Gesundheitsmarkt im Wandel

Der Rückgang der Vor-Ort-Apotheken hat mit einem grundlegenden Wandel des Gesundheitsmarktes und dem sich ändernden Einkaufsverhalten der Verbraucher:innen zu tun. In erster Linie profitieren die Online- und Versandapotheken, die in 2025 einen Umsatz von etwa 1.77 Mrd. Euro erwarten.[2] Prognosen gehen von einem jährlichen Wachstum von 9,8 Prozent bis 2029 aus. Weitere Player im Gesundheitsprodukte-Geschäft sind Online-Händler wie Amazon, der 2024 etwa 374 Mio. Euro mit Gesundheitsprodukten erwirtschaftet, wobei etwa ein Drittel davon auf OTC/Nahrungsergänzungsmittel entfallen.

  • 157.000 Menschen in Deutschland, sind in unseren Apotheken beschäftigt.
  • Die öffentlichen Apotheken in Deutschland versorgen täglich 3 Mio. Patientinnen und Patienten.
  • Für die 88 % der Patientinnen und Patienten, die regelmäßig drei oder mehr Medikamente
  • Einnehmen, ist Ihre Apotheke mehr als ein Ort zum Einkauf von Arzneimitteln.
  • Eine einzelne Apotheke versorgt im Durchschnitt 4.819 Menschen.
  • 11,78 Mio. mal pro Jahr suchen Patientinnen und Patienten zumeist online im „Apothekenfinder 22 8 33“ die nächstgelegene Notdienstapotheke und deren Öffnungszeiten.
  • Die überwiegende Zahl von Bürgern vertraut insbesondere den Fachberaterinnen und -beratern in der Apotheke.

In der Krise liegt die Kraft: Ohne Vor-Ort-Apotheken geht es nicht

Fakt ist: Über die Jahre betrachtet wächst der Gesamtmarkt (Rx, OTC, NEM und apothekentypische Begleitprodukte), stationäre Apotheken verzeichnen steigende Umsätze bei allerdings knapperen Margen und einer sinkenden Anzahl an Apothekenbetrieben. Aufgrund der zunehmenden Digitalnutzung und Digitalisierung des Gesundheitswesens – Stichwort E-Rezept – profitieren Online-Apotheken und Online-Marktplätze wie Amazon stark und sind zu relevanten Vertriebskanälen geworden. Nun kommt das großgeschriebenen ABER: Die Vor-Ort-Apotheke bietet unschlagbare Vorteile, die sie als wichtigster Player in der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung unersetzlich machen.

  • Gesetzlich geschützter Versorger
    Die Apotheke vor Ort bleibt ein rechtlich verankerter Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Sie bietet persönliche Beratung, schnelle Hilfe bei Engpässen, Notdienste und individuelle Rezepturen – Services, die Online-Anbieter nicht ersetzen können.
  • Wachsender Bedarf durch demografischen Wandel
    Eine älter werdende Bevölkerung braucht mehr Beratung und Betreuung. Chronisch Kranke, Multimedikation und Prävention sichern den Bedarf an individueller pharmazeutischer Versorgung. Die Apotheke ist der niedrigschwellige kompetente, erreichbare und integrierte Gesundheits-Hub.
  • Gestalter statt Getriebener
    Mit digitalen Prozessen (-Rezept, Apotheken-Apps, digitale Beratung, effizienzsteigernde Warenwirtschaft) lassen sich Abläufe verschlanken, Kosten senken und Fehlerquellen minimieren. Kooperationen, Filialisierung oder Einkaufsgemeinschaften stärken die betriebliche Basis. Zudem könne flexible Arbeitsmodelle und Automatisierung auch dem Fachkräftemangel besser begegnen.
  • Mehr als nur ein Beruf
    Der Beruf als Apotheker:in bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten – sowohl fachlich als auch unternehmerisch. Der Apothekenbetrieb bietet Freiraum für eigene Ideen und unternehmerische Entwicklung – von neuen Dienstleistungen bis hin zu innovativen Versorgungsangeboten. Wer mit Engagement, Fachkompetenz und einem Gespür für neue Wege und Chancen durch Wandel agiert, kann eine moderne, attraktive und wirtschaftlich erfolgreiche Apotheke führen.

Apotheke vor Ort: Mehr als ein Geschäftsmodell – ein Versorgungsanker mit Zukunft

Trotz wachsendem Wettbewerb durch Online-Versand, bürokratischen Belastungen und Fachkräftemangel bleibt die stationäre Apotheke ein tragfähiges und zukunftsfähiges Geschäftsmodell – vorausgesetzt, sie stellt sich aktiv auf neue Rahmenbedingungen ein. Jede Maßnahme, die den Betrieb von Apotheken erleichtert, sollte ernsthaft geprüft werden. Moderne, teils KI-gestützte Softwarelösungen und mobile Kommunikationskanäle eröffnen neue Möglichkeiten, um Prozesse zu automatisieren, die Kundenbindung zu stärken und effizienter zu arbeiten. Kooperationen, Filialisierung und der kluge Umgang mit Personalressourcen tragen zusätzlich zur langfristigen Stabilität bei.

Der Schlüssel zum auch zukünftigen Erfolg der Vor-Ort-Apotheke steht unter dem Motto „Aktiv handeln“ und lässt sich in drei Punkten zusammenfassen:

  • Digitalisierung umsetzen:
    E-Rezept, ePA, moderne Software, digitale Beratung und ein professioneller Online-Auftritt sind Pflicht.
  • Dienstleistungen ausbauen:
    Pharmazeutische Dienstleistungen bringen neue Honorare – von Medikationsanalysen bis Blutdruck-Checks.
  • Team und Kunden binden:
    Mitarbeiter fördern, flexible Arbeitsmodelle schaffen, Kunden mit Botendiensten, Treueaktionen und regionaler Vernetzung binden.

Resümee: Wer gestaltet, hat Zukunft

Die Vor-Ort-Apotheke bleibt ein starkes Geschäftsmodell – wenn Apothekerinnen und Apotheker bereit sind, neue Wege zu gehen. Wer Tradition mit Innovation verbindet, sichert sich auch künftig einen Platz als Versorgungsanker, Nahversorger und wirtschaftlich erfolgreicher Betrieb.