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TI für Physiotherapeuten: der „unbekannte“ Patient 

26. September 2022

Jeder Patient hat im Laufe seines Lebens viele Berührungspunkte mit dem Gesundheitswesen und interagiert mit verschiedenen Leistungserbringern. Sucht man einen dieser Leistungserbringer erstmalig auf, beginnt die Gesundheitsreise jeweils als „unbekannter“ Patient von vorn – inmitten eines oft hektischen Alltagsgeschehens und verstreuten Gesundheitsdaten.

Wie sieht der therapeutische Arbeitsalltag in der Praxis aus? 

Befunde abgeheftet in Karteikarten, Verordnungen auf Papier, MRT-Bilder auf CDs – die Gesundheitsdaten von Patienten sind überall, aber nicht gebündelt an einem Ort zu finden. Dazu prägt häufiges Arbeiten unter Zeitdruck den Alltag in der Physiotherapie: es werden täglich bis zu 20 Patienten von einem Physiotherapeuten bzw. einer Physiotherapeutin behandelt und es bleibt wenig Zeit für eine ausführliche Anamnese. Da die Patienten aber häufig mit ungenauen Diagnosen kommen (z.B. HWS- oder LWS-Syndrom), wäre es oft hilfreich, die Krankheitsgeschichte zum Patienten mit Befunden oder Informationen zu Vorerkrankungen schnell und einfach zur Verfügung zu haben.

Aktuell ist die Konsequenz entweder, dass wichtige Informationen schlichtweg fehlen, oder dass sich der Therapeut bzw. Therapeutin mühsam bei den anderen involvierten Heilberuflern informieren muss oder die Information „aus zweiter Hand“ vom Patienten erfragt.  

Wie kann die TI den Arbeitsalltag erleichtern?  

Die konsequente Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens durch die Anbindung an die Telematikinfrastruktur (TI) verfolgt nicht nur das Ziel, Prozesse zu digitalisieren, sondern auch wichtige Informationen schneller an einem Ort verfügbar zu machen, um so den Patienten noch besser helfen zu können. Datenschutz, Zeitersparnis und eine bessere Versorgungsqualität stehen dabei im Fokus der folgenden Anwendungen der TI:  

  • VSDM (Versichertenstammdatenmanagement): Das VSDM ist die administrative „Basisanwendung“ der TI. Beim Einlesen der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) erfolgt ein automatisierter Onlineabgleich zwischen der Physiotherapiepraxis und der Krankenkasse des Patienten: Falls die gespeicherten Versichertenstammdaten nicht vollständig und korrekt sind, werden die Daten direkt im Lesegerät aktualisiert. Via VSDM lässt sich auch die Gültigkeit einer eGK elektronisch und direkt beim Therapeuten prüfen. Ungültige Karten werden umgehend an die Krankenkassen gemeldet und von diesen gesperrt.
    Auch von Vorteil: Über das VSDM kann eine mögliche Zuzahlungsbefreiung des Patienten zuverlässig ermittelt werden.
  • KIM (Kommunikation im Medizinwesen): KIM ist der Kommunikationsstandard innerhalb der TI und vergleichbar mit der bekannten E-Mail-Kommunikation. Durch die Einführung eines solchen datenschutzkonformen Kommunikationsdienstes über die TI können beispielsweise Therapieberichte schnell und sicher digital an den Arzt verschickt werden. So können auch Therapeuten einfach und schnell u.a. mit behandelnden Ärzten kommunizieren und Rücksprache halten. Ebenso können Rezeptänderungen digital angefordert werden, sodass der Patient das Rezept nur noch abholen muss.
  • ePA (elektronischen Patientenakte): In der ePA können Patientinnen und Patienten alle Befunde und Dokumente zu ihrem Gesundheitszustand hochladen und Leistungserbringer berechtigen, diese einzusehen. Andersherum können Leistungserbringer ebenfalls ihre Daten zu Befunden, Diagnosen und Therapiemaßnahmen einstellen, wodurch die Krankheitsgeschichte erheblich deutlicher wird und bei Bedarf schneller zur Verfügung steht.
    Wichtig ebenfalls zu erwähnen ist, dass durch eine gemeinsame Dokumentation in der ePA jeder Leistungserbringer weiß, welche weiteren Behandlungen aktuell beim Patienten noch durchgeführt werden (z.B. beim Arzt). So kann langfristig die interdisziplinäre Zusammenarbeit verbessert werden.
  • eMP (elektronische Medikationsplan): Der eMP kann innerhalb der aktiven Therapie, z.B. der Krankengymnastik am Gerät (KGG) oder der trainingstherapeutischen Rehabilitationsnachsorge (T-RENA) hilfreich sein. Dank ihm findet man die komplette Medikamenteneinnahme eines Patienten auf einen Blick, was z.B. auch für Kontraindikationen wichtig ist: z.B. sollten Blutverdünner bei manueller Therapie oder Beta Blocker beim Training bekannt sein.
  • Zukünftig TIM (Telematikinfrastruktur-Messenger): Mit dem Telematikinfrastruktur-Messenger (kurz: TI-Messenger oder TIM) als Instant-Messaging-Dienst kann eine direkte Kommunikation mit dem Patienten stattfinden (vorstellbar wie WhatsApp – aber in sicher). Gerade bei Terminverschiebungen ist diese Anwendung interessant, da diese – beispielsweise wegen Erkrankung seitens Patienten oder Therapeuten – tägliches „Leid“ einer Praxis sind.  
    Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Vernetzung mehrerer Standorte. Einige Inhaber haben mehrere Praxen in verschiedenen Städten: durch TIM und KIM kann so verschlüsselt über Patienten kommuniziert werden und erleichtert generell den Informationsaustausch.
  • Perspektive eRezept: Verordnungen immer am richtigen Ort haben ist der Traum eines jeden Therapeuten. Zudem ist das eRezept auch bezüglich digitaler Unterschrift von Vorteil: Es birgt keine Gefahr der Zettelwirtschaft und auch kann das Rezept nicht mehr verlorengehen.
    Und nicht nur die Kommunikation im Dreieck Arzt-Patient-Therapeut wird einfacher, sondern auch der digitale Versand des Rezepts zur Abrechnungsstelle. Darüber hinaus ist eine Rezeptprüfung integriert, d.h. Abrechnungsfehler werden zukünftig gemindert.

Was wäre wünschenswert?  

Damit die wichtigsten Patienteninformationen schnell und einfach verfügbar werden, müssen alle Gesundheitsdienstleister an einem Strang ziehen – und sich um den Patienten im Mittelpunkt bestmöglich vernetzen. Das jeweilige Vorantreiben der Digitalisierung ist dabei die zentrale Voraussetzung für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung der Patienten. Nur die Vernetzung aller Leistungserbringer und Patienten sorgt dafür, dass die Versorgung verbessert wird. Die Aufklärung des Patienten darüber, wie er die ePA nutzenbringend in die Anamnese und Behandlung einbinden kann ist im Rahmen dessen wichtig und unabdingbar und von allen Leistungserbringern zu forcieren.  

Neben der Vernetzung und Aufklärung müssen natürlich auch noch Prozesse verbessert werden, damit die digitale Nutzung einfacher wird als die analoge. Beispielsweise sind im Rahmen des Rollouts des eRezepts aktuell noch einige Hürden bezüglich Technik, Zeit- und Arbeitsaufwand zu nehmen. Diese Stolpersteine können aber nur beseitigt werden, wenn sie durch die wirkliche Nutzung klar zum Vorschein kommen und dadurch die Prozesse konkret verbessert werden können. Nur so entstehen praxistaugliche und funktionierende Abläufe.  

Nicht nur bezüglich des eRezepts braucht es Menschen, die voranschreiten, sondern auch bei anderen Anwendungen wie KIM: da die meisten Physiotherapeuten ein gutes Ärztenetzwerk haben, können diese nicht nur jetzt schon durch aktive Nutzung von den KIM-Vorteilen profitieren, sondern die Vernetzung und somit die Gesundheitsversorgung aktiv vorantreiben.

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