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Die Notwendigkeit von digitalen Lösungen im Gesundheitswesen

28. Juli 2022 | Judith Kolb
Die Notwendigkeit von E-Health-Lösungen

Unser Gesundheitssystem ist vielen Belastungen ausgesetzt. Die Zunahme chronischer Erkrankungen, Nebenwirkungen von Arzneimitteln, der demografische Wandel, der Fachkräftemangel, Pandemiefolgen und vieles mehr erschweren allen Akteuren die Versorgung von Patientinnen und Patienten. Wir geben einen Einblick, wie intelligente digitale Lösungen diesen Herausforderungen begegnen können. 

 

Mit digitalen Lösungen chronisch Kranke unterstützen 

Laut der jüngsten Statistik der Stiftung Gesundheitswissen in Deutschland nimmt die Zahl der Patientinnen und Patienten mit einer chronischen Erkrankung zu. 2021 lag sie bei 45,5 Prozent. Besonders Menschen ab dem 65. Lebensjahr leiden unter Erkrankungen wie Hypertonie, Arthrose, Rückenleiden und Schilddrüsenerkrankungen – in dieser Altersgruppe liegen die Betroffenenzahlen unter Frauen wie Männern bei über 50 Prozent. Digitale Lösungen haben das Potential, die Versorgung von Patientinnen und Patienten zukunftsfähig zu machen, indem sie die Kommunikation zwischen alle Beteiligten erleichtern. Grundlage der Kommunikation zwischen Institutionen am Gesundheitsmarkt ist die Telematikinfrastruktur (TI), deren Leistungsportfolio immer stetig erweitert wird. Zu den bereits nutzbaren Anwendungen zählen unter anderem die Kommunikation im Medizinwesen (KIM) oder das Notfalldatenmanagement (NFDM). Das Datenmanagement ermöglicht die Speicherung von beispielsweise Medikationen und Diagnosen auf der elektronischen Gesundheitskarte, die bei einem Notfall für Behandler höchst relevant sind. Daneben stellen digitale Lösungen wesentliche Faktoren bei einem stärkeren Einbezug und der medizinischen Versorgung der Patientinnen und Patienten dar. Ein Beispiel hierfür sind Apps, die chronisch Kranke digital begleiten und so dabei helfen können, frühzeitig Verschlechterungen des Gesundheitszustandes aufgrund von Gesundheitsdaten zu identifizieren oder Doppeluntersuchungen zu vermeiden.   

 

Mit intelligenten Services unerwünschte Arzneimittelwirkungen verhindern 

Bei unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) handelt es sich um unbeabsichtigte Reaktionen von Personen auf Medikamente. Etwa fünf bis zehn Prozent der Notfall-Krankenhauseinweisungen sind jährlich auf UAWs zurückzuführen, so das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Eine weitere bedauerliche Zahl: Bis zu 8.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen einer unerwünschten Arzneimittelwirkung. Auch im Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) gibt es heute schon wirksame Add-Ons zur Praxissoftware, die beispielsweise Kontraindikationen oder andere Risiken anzeigen. Der cloudbasierte und gemäß der Medizinprodukteverordnung registrierte AMTS-Check THERAFOX PRO ermittelt mögliche Risiken zur Arzneimitteltherapie während der Verordnung. Das Medizinprodukt prüft die ausgewählte Medikation im Hintergrund und kann so zu einer sichereren Behandlung beitragen. 

 

Mit effizienter Praxisdigitalisierung den Fachkräftemangel abfangen 

Wie auch viele andere Bereiche in Deutschland, ist der Gesundheitssektor von einem akuten Fachkräftemangel betroffen. Bis 2030 wird sich die Personallücke im medizinischen Bereich auf fast 1 Million Personen – gut 165.000 Ärztinnen und Ärzte sowie fast 800.000 nichtärztliche Fachkräfte – vergrößern. Die Coronapandemie hat für den Sektor zusätzlich eine enorme Belastung mit sich gebracht: Gesundheitseinrichtungen leiden unter beträchtlichen Personalausfällen, Pflegekräfte arbeiten über die Grenzen ihrer Einsatzfähigkeit und auch die Verwaltung ist überlastet. Die Pandemie hat aber auch die Entwicklung digitaler Lösungen stark beschleunigt. Die Nutzung digitaler Anwendungen steigt rasant und bietet effiziente Ansätze zur Entlastung: Der Online-Terminkalender CLICKDOC kann vor allem medizinischen Fachangestellten administrative Aufgaben abnehmen. Daneben entlasten Videosprechstunden Praxisteams und Wartezimmer. So bleibt mehr Zeit für das Wesentliche – die medizinische Versorgung. 

 

Selten kommt sehr häufig vor – Seltene Erkrankungen schneller erkennen 

Anders als es der Name selten vermuten lässt: Etwa vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Seltenen Erkrankung, was fast fünf Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. In der Europäischen Union gilt eine Erkrankung als selten, wenn nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen betroffen sind. Da es mehr als 6.000 unterschiedliche Seltene Erkrankungen gibt, ist die Gesamtzahl der Betroffenen trotz der Seltenheit der einzelnen Erkrankungen hoch. Bis zu einer Diagnose sucht ein Patient im Schnitt sieben Ärzte auf. Es vergehen fünf bis 30 Jahre – in denen er oder sie keinerlei Besserung erfährt. Datenbasierte Lösungen können hier bereits einen Unterschied machen: Ein sogenannter Rare Disease Finder unterstützt Ärztinnen und Ärzte bei einer Diagnose. Dazu werden mittels aggregierter Daten und künstlicher Intelligenz Anzeichen für Seltene Erkrankungen automatisch identifiziert und angezeigt. 

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