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Was müsste gesund­heits­politisch verändert werden, um patienten­zen­trierte Gesund­heits­ver­sor­gung möglich zu machen?

10. Juli 2025 | Walter Zifferer
Verzweifelter Patient im Krankenhausbett.
Verzweifelter Patient im Krankenhausbett.

Um in Österreich eine patientenzentrierte Gesundheitsversorgung flächendeckend möglich zu machen, wären tiefgreifende gesundheitspolitische, strukturelle und kulturelle Veränderungen notwendig. Derzeit bestehen zahlreiche systemimmanente Hürden, die eine solche Versorgung erschweren oder verhindern.

 

Was müsste gesundheitspolitisch geschehen?

Schaffung von gesetzlichen und strukturellen Rahmenbedingungen

  • Gesetzliche Verankerung einer Gesundheitsreform mit Fokus auf Integrierte Versorgung im ASVG und anderen relevanten Gesetzen,
  • Verbindliche Vorgaben zur sektorenübergreifenden Zusammenarbeit (stationär – ambulant – Pflege – Sozialdienste),
  • Implementierung eines nationalen Rahmenplans "Integrierte Versorgung" mit konkreten Zielvorgaben, Finanzierungs- und Evaluationskriterien.

 

Finanzierungsreform umsetzen, Anreizsysteme schaffen

  • Einführung eines gemeinsamen Finanzierungsmodells für intra- und extramurale Versorgung (Sektorentrennung aufbrechen),
  • Fall- und populationsbezogene Budgets statt Einzelleistungsvergütung, wie z. B. die Umsetzung von „Shared Savings“-Modellen,
  • Etablierung von Anreizen für Kooperation zwischen Leistungserbringern (z. B. Zuschläge für Koordination, Zeit für Gespräche).

 

Stärkung der Primärversorgung

  • Flächendeckender Ausbau von Primärversorgungseinheiten (PVE),
  • Förderung von Multiprofessionalität (Ärzt*innen, Pflege, Sozialarbeit, Psychologie etc.),
  • Einführung einer Gatekeeping-Funktion, also Steuerung über Hausärzt*innen bzw. PVE, um unnötige Facharzt- und Spitalskontakte zu vermeiden.

 

Forcierung von Digitalisierung und Interoprabilität

  • Aufbau einer interoperablen IT-Infrastruktur, die echte Kommunikation zwischen allen Sektoren ermöglicht,
  • Nutzung und Erweiterung der ELGA zu einer echten Versorgungsplattform mit bidirektionalem Austausch.
  • Versorgungsreporting und Outcome-Messung zur Qualitätsverbesserung.

 

Stärkung der Gesundheitskompetenz und Patient*innen enbeteiligung an der eigenen Gesundheit

  • Förderung von Shared Decision-Making (gemeinsame Therapieentscheidungen zwischen Ärzt*in und Patient*in),
  • Ausbau von Patient*innenschulungen, Selbstmanagement-Programmen,
  • Patient*innenvertretungen aktiv in die Planung und Steuerung von Modellen zur Integrierte Versorgung einbinden.

 

Welche bestehenden Verhinderungen müssten abgebaut werden?

Die Sektorentrennung!

  • Die starre Trennung von stationärer, ambulanter und rehabilitativer Versorgung mit eigenen Finanzierungslogiken, Steuerungsinstrumenten und Zuständigkeiten ist der größte Hemmschuh überhaut!
  • Eine fehlende gemeinsame Verantwortung für den Gesundheitsverlauf von Patient*innen sorgt dafür, dass nicht die Leistung der Genesung belohnt wird, sondern einfach nur Geld für die Arbeitszeit von Leistungserbringer*innen gezahlt wird.

 

Kompetenz"wirr-warr" zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherung

  • Gesundheitsversorgung wird fragmentiert gesteuert, Kompetenzen zwischen Gesundheitsministerium, Bundesländern und Sozialversicherungen sind teilweise konkurrierend, manchmal sogar
  • Reformen scheitern oft an politischem Föderalismus - dieser mag zwar auf den ersten Blick demokratiefördernd wirken, wenn aber Bürger*innen und Patient*innen ein wirtschaftspolitisches System finanzieren müssen, die nicht in ERSTER Linie ihre Interessen vertritt, sondern jene des Systems, hat dies mit Demokratie nur am Rande zu tun.

 

Einzelkämpfertum und Berufsgruppen-Egoismen

  • Das heutige System ist durch fehlende Kooperationskultur zwischen Ärzt*innen, Pflegekräften, Therapeut*innen, Sozialarbeit etc. gezeichnet.
  • Insbesondere standespolitische Interessen verhindern multiprofessionelle Zusammenarbeit und neue Versorgungsformen - es ist bedenklich, dass ein Sozial- und Wohlfahrtsstaat nicht durch die Interessen der Patient*Innen geleitet wird (Patientenzentrierung), sondern an einem historisch aufgeblähten Apparat festhält, dessen Finanzierung den Bürger*innen immer schwerer fällt - speziell in einer sich aus Gründen der Demografie-Entwicklung immer stärker zuspitzenden Belastung

 

Vergütungssysteme, die Kooperation nicht belohnen

  • Zeit für Gespräche, Koordination oder interdisziplinäre Fallbesprechungen wird nicht honoriert,
  • Ökonomischer Anreiz, Einzelleistungen statt Qualität und Ergebnis zu erbringen.

 

Unzureichende Datenverfügbarkeit und fehlende Outcome-Messung

  • Fehlende strukturierte Erhebung von Versorgungsdaten (z. B. Re-Hospitalisierungen, Lebensqualität, Komplikationen).
  • Wenig transparente Qualitätsindikatoren, die Integrierte Versorgung bewertbar machen würden.

Eine patientenzentrierte, integrierte Versorgung in Österreich erfordert ein fundamentales Umdenken im System: weg von einem angebotsorientierten, fragmentierten System – hin zu einem vernetzten, kooperativen, ergebnisorientierten Gesundheitswesen. Dies gelingt nur durch gemeinsame Steuerung, eine veränderte Finanzierung und den Abbau institutioneller Egoismen.

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