CompuGroup Medical
Synchronizing Healthcare

Erfahren Sie alles über die Vision, Mission sowie die Menschen, die die CompuGroup Medical weltweit prägen. 

Investor Relations
Eine Person tippt mit dem Finger auf ein Tablet-PC mit einer Investor-Relations-Präsentation
Karriere
Eine junge Frau telefoniert mit ihrem Smartphone, während sie einen Tablet-PC hält
CGM Global
Mehrere CGM-Flaggen

KI-Ansätze im öster­reichi­schen Sozial­wesen

18. November 2025 | Walter Zifferer
Hände hoch gehalten.
Hände hoch gehalten.

KI ist in aller Munde - doch wie können Bereiche wie das Sozialwesen Künstliche Intelligenz Lösungen schnell und effizient einsetzen, um Prozessautomatisierung und Kosteneinsparungen kurz- und mittelfristig zu heben?

In den nächsten drei Jahren haben im österreichischen Sozialwesen wohl vor allem sehr praxisnahe, risikoarme KI-Ansätze Potenzial. Also für alles, was Fachkräfte unmittelbar in ihrer Alltagsarbeit entlastet, Zugänge vereinfacht und Entscheidungen besser begründet, ohne in die „Black Box“-Falle oder in Konflikt mit dem "AI Act" zu laufen.

 

Generative KI als Assistenz für Fachkräfte 

Speziell KI-Assistenten für Fall- und Verlaufsdokumentationen, sowie auf Spracherkennung gestützte KI-Assistenten, die bei der Erstellung von strukturierten Protokollen, zur Formulierung von Dokumenten (z.B. Bescheiden, Schreiben, Stellungnahmen, Übersetzungen, Zusammenfassungen aus Akten und Gutachten) dienen, haben das größte Potenzial zur Effizienzsteigerung. Wichtig dabei sind gerade im Sozialwesen natürlich Barrierefreiheit und Mehrsprachigkeit.

Generative KI-Tools sind heute in der Bevölkerung bereits breit im Einsatz - laut Statistik Austria nutzt ein wachsender Anteil der Bevölkerung generative KI, v.a. Jüngere. Dadurch findet Künstliche Intelligenz praktisch ungebremst den Weg in alle Branchen und somit auch in den weniger innovationsgetriebenen Sozialbereich. Auch Bund und Verwaltung setzen in naher Zukunft voll auf „digitale Verwaltung mit KI“ (inkl. Praxisleitfäden für ethische KI), was massiven Rückenwind für derartige Assistenzsysteme in allen gesundheitsnahen Berufen bedeutet. Die Use Cases sind meist unterhalb der AI-Act-Hochrisiko-Schwelle, sofern die Systeme nicht automatisiert über Ansprüche entscheiden, sondern nur assistieren.

Typische Einsatzfelder von Generative KI-Assistente im Sozialwesen sind: Jugendamt, Behindertenhilfe, Mobile Dienste, AMS-nahes Case Management, und Pflegeheime..

 

Sprach- & Sensor-KI zur Entlastung in der Pflege und Betreuung

KI-basierte Spracherkennung für Pflegedokumentation (Hands-free Doku, Bedside-Doku) bieten bereits heute wertvolle Unterstützung für Pflegekräfte. Smarte Pflegebetten, Sturz-/Bewegungserkennung, Vitalparameter-Monitoring mit KI sind punktuell bereits erfolgreich im Einsatz. Telemedizin- und Telecare-Lösungen mit KI-gestützter Triage oder Monitoring stehen kurz davor. Fachliteratur und Fachportale zur Pflege in Österreich und Deutschland sehen KI vor allem als Entlastung der Pflegepersonen (Zeit für Beziehungspflege) und weniger als Ersatz. 

Projekte wie das „Digitale Pflegeheim“ der Stadt Linz mit Spracherkennung, smarten Betten und Telemedizin werden 2025 getestet und sollen bei Erfolg skaliert werden. 

Technisch sind Speech-to-Text-Lösungen und Sensorik-Systeme weit entwickelt. Auch die Förderrelevanz des Gesundheits- und Sozialbereiches lassen hoffen, dass finanzielle Anschubhilfen dazu beitragen, dass neue Technolgie schnell Einzug in den Sozialbereich findet.

 

KI für Verwaltungsprozesse in Sozialversicherung & Behörden

Die automatisierte Klassifikation und Weiterleitung von Anträgen und Dokumenten, KI-gestützte Antragsprüfungen (z.B. Vollständigkeit, Plausibilitätschecks, Betrugsindizien), Chatbots und virtuelle Assistenten für Bürgeranfragen (Statusabfrage, Basisinformation) bieten immenses Potenzial zur Prozessoptimierung - insbesondere, weil diese Services 7x24 verfügbar sind und die Geschwindigkeit der Abwicklung im Vergleich zu manueller Arbeit immens ist.

Österreichische Sozialversicherung investiert laut Medienberichten aktuell über € 50 Mio. in KI-Projekte, um automatisierte Leistungsprüfungen und Betrugserkennungen automatisiert umzusetzen. Servicebots sollen dafür Sorge tragen, dass pensioniertes Personal nicht nachbesetzt wird, um Kosten zu sparen. Der Rechnungshof hat bereits 2024 den KI-Einsatz in der Bundesverwaltung evaluiert - das Ergebnis zeigt, dass das Thema politisch absolut "angekommen ist" und sich weiter institutionalisieren wird. Inzwischen geben Praxisleitfäden und Ethikrichtlinien für KI in der Verwaltung den Behörden einen klaren Rahmen. Insgesamt bietet KI eine großen Hebel bei der Bearbeitungsgeschwindigkeit und Fehlerreduktion. Auch hier gilt: Vor allem dort, wo Entscheidungen weiterhin durch Menschen getroffen werden, KI aber vorbereitende Analysen/Sortierungen übernimmt, wird die Akzeptanz der KI-Assistenten groß sein.

 

Entscheidungsunterstützung & Risiko-Screening im Case Management (mit AI-Act-Brille)

KI-Modelle können zur Unterstützung der Einschätzung von Risikokonstellationen (z.B. Rückfallrisiko, Obdachlosigkeit, Pflegerisiko) dienen - allerdings nicht automatisiertes Scoring, das direkt über Leistungen entscheidet. Übersichtliche Dashboards, die aus verteilten Datenquellen (Leistungsbezug, Gesundheitsdaten, Meldedaten) Muster sichtbar machen und Case Manager*innen in der Priorisierung unterstützen, bieten große Chancen, schnell und nachhaltig akzeptiert zu werden. Denn sie dienen als Frühwarnsysteme, die besser begründbare, dokumentierte Entscheidungen möglich machen. Allerdings sind derartige Systeme sind nach dem "EU AI Act" typischerweise hochriskant (soziale Dienstleistungen, Zugang zu Leistungen) und unterliegen strengen Vorgaben (Transparenz, Erklärbarkeit, Bias-Management). Die Österreichische KI-Strategie und damit verbundene Leitfäden betonen daher ethische Governance, Folgenabschätzungen und Grundrechtsschutz. Daher werden in den kommenden Jahren eher Pilot- und Forschungsprojekte als breite flächendeckende Rollouts umgesetzt werden – diese aber mit großem strategischem Zukunftspotenzial.

 

Partizipative & barrierefreie KI-Angebote

KI-gestützte Tools für leichte Sprache, automatische Untertitelung, Übersetzung und Screenreading sind erste Ansätze, KI-Unterstützung für Barrierefreiheit einzusetzen. Aber auch Konversations-KI für niedrigschwellige Erstberatung (z.B. für Rechtsansprüche, Anlaufstellen, Krisendienste – mit klarer Begrenzung und Notfall-Weiterleitung) werden heute konzipiert, um rasch in Rollouts zu gelangen.

Die nationale KI-Strategie AIM AT 2030 betont explizit gemeinwohlorientierte und menschenzentrierte KI. Das Sozialministerium fördert soziale Innovationen, insbesondere zur Armutsbekämpfung und für vulnerable Gruppen. KI-basierte Lösungen können hier andocken.

Technisch sind diese Lösungen bereits heute relativ „reif“ und rechtlich auch gut kontrollierbar. Das hohe Potenzial liegt im starken starkem Beitrag zu Inklusion (Migration, Behinderung, geringe Literalität).

 

Qualifizierung & Governance als Querschnittsthema

Streng genommen ist dies kein „KI-Ansatz“, aber für alle oben genannten Ansätze notwendig: Es werden Schulungen für Fachkräfte zu KI-Kompetenz (Verständnis, Grenzen, Ethik) sowie der Aufbau von KI-Governance-Strukturen (Ethikbeirat, Folgenabschätzung, Monitoring) dringend empfohlen. Starke Die starke Einbindung von Datenschutz-Leitfäden und von Betroffenenvertretungen (z.B. Behindertenorganisationen, Armutsnetzwerke) wird nötig sein, um Akzeptanz bei den Anwender*innen abzusichern. Ohne diese Qualifizierungs- und Governance-Ebene werden Projekte entweder gar nicht genehmigt oder später (wohl zurecht) kritisiert werden.

Verwandte Artikel
Black-Box.
Black-Box.
KI: Die "Black Box-Falle" und der "Konflikt mit dem AI Act"
Die Black-Box-Falle

Die Black-Box-Falle ...

Hände hoch gehalten.
Hände hoch gehalten.
KI-Ansätze im öster­reichi­schen Sozial­wesen

KI ist in aller Munde - doch wie können Bereiche wie das Sozialwesen...