INTEGRI 12:
Ausgezeichnete Initiative
"Langzeitbeatmung und Entwöhnung"
Einreicher*in: Caritas für Betreuung und Pflege
- Projektpartner:
Seniorenwohnhaus Karl Borromäus der Caritas für Betreuung und Pflege, Krankenhaus der Elisabethinen, Mobile Heimbeatmung - Projektkategorie:
Patient*innen- und Angehörigenorientierung - Projektkategorie:
Abgeschlossenes Projekt
Ausgangssituation
Beschreiben Sie die Problemstellung?
"Menschen, die nicht mehr eigenständig atmen können, sind tracheotomiert und müssen mit Heimrespiratoren künstlich beatmet werden. Wenn zu Hause keine entsprechende medizinische und soziale Versorgung möglich ist, bleiben sie in der Regel auf den Intensivstationen der Krankenhäuser. Seit 2009 bietet das Caritas-Seniorenwohnhaus Karl Borromäus in Linz genau diesen PatientInnen ein familiäres - und im Vgl. günstiges - Wohnumfeld mit medizinischer Versorgung mit der Chance auf Entwöhnung."
Zielsetzung
Beschreiben Sie die gemeinsamen Ziele zwischen den Beteiligten
- "Schaffung eines familiären Wohnbereichs für langzeitbeatmete Menschen außerhalb von Intensivstationen,
- Entwöhnung von ´slow-go´-Patient*innen (die für die Entwöhnung von der Beatmungsmaschine intensives Training und viel Zeit benötigen)."
Beschreiben Sie die zu erwartenden / konkreten Vorteile für Patient*innen anhand von Ergebnisindikatoren
"Enormer Gewinn an Lebensqualität durch ...
- selbstständiges Atmen,
- Sprechen,
- selbstständiges Essen,
- Wiedererlangung eines Höchstmaßes an Autonomie,
- Mögliche Verlegung in Pflegeheime oder Entlassung nach Hause."
Beschreiben Sie die zu erwartenden / konkreten Vorteile für Leistungserbringende
- "Der Bogen wird von der Intensivstation über die Langzeitbeatmung bis zur häuslichen Versorgung gespannt,
- Mehr Intensivbetten stehen anderen Patient*innen zur Verfügung,
- Erstmals ist die Versorgung von langzeitbeatmeten Menschen geregelt und gesichert."
Beschreiben Sie die zu erwartenden / konkreten Vorteile für Kostenträger
"Der Tagsatz für langzeitbeatmete Patient*innen auf Intensivstationen beträgt in OÖ derzeit ca. EUR 1.300,- und im Caritas Seniorenwohnhaus ca. EUR 400,-. Die Hälfte der Patient*innen kann in ca. 100 Tagen entwöhnt werden, danach leben sie selbstständig zu Hause oder im APH."
Beschreiben Sie die zu erwartenden / konkreten volkswirtschaftlichen Auswirkungen
- "8 Patienten pro Jahr auf Intensivstation: EUR 3.796.000,-,
- 8 Patienten pro Jahr im Caritas Seniorenwohnhaus: EUR 1.168.000,-
- Kostenersparnis pro Jahr: EUR 2.628.000,
- Zusätzlich können mehr als 50% der Patient*innen entwöhnt werden, für die anschließend nur noch geringe Kosten anfallen."
Methode
Was ist geplant bzw. wurde unternommen, um die definierten Ziele zu erreichen?
"Ein Wohnbereich wurde errichtet mit
- entsprechender medizinischer Einrichtung,
- entsprechender Gerätschaft für die Physiotherapie,
- hochqualifiziertem medizinischen Personal mit zahlreichen Zusatzausbildungen (Kinästhetik, Palliative, Intensivmedizin- und Anästhesiesonderausbildung, Neurorehabilitation, Akupressur, Aromatherapie, Atemtherapie, etc.),
- hochqualifizierten Pyhsiotherapeut*innen, Ergotherapeut*innen, Logotherapeut*innen und Psycholog*innen,
- laufender Fortbildung,
- kontinuierlichem Verbesserungsprozess im laufenden Betrieb,
- enger Zusammenarbeit mit den mobilen Heimbeatmungsdiensten,
- Kooperation mit dem Krankenhaus der Elisabethinen (Möglichkeit der Inanspruchnahme aller medizinischen Leistungen des Krankenhauses)."
Integration
Welche Versorgungsbereiche / Sektoren sind beteiligt?
- "Stationäre Versorgung,
- Ambulante Versorgung,
- Rehabilitation,
- Alten- und Langzeitversorgung (Pflege),
- Gesundheitsförderung,
- Mobile Heimbeatmung."
Welche Gesundheitsdiensteanbieter (GDA) bzw. Leistungserbringende aus anderen Bereichen sind beteiligt?
- Kostenträger / Krankenkasse(n)
- Krankenhaus / Sanatorium,
- Fachärzt*in für Anästhesie,
- Pflege (-einrichtungen),
- Diätolog*in,
- Ergotherapeut*in,
- Logopäd*in,
- Physiotherapeut*in,
- Psychotherapeut*in,
- Mobile Dienste,
- Mobile Heimbeatmung."
Welche konkreten Aktivitäten zur Beteiligung der Patient*innen (bzw. Klient*innen, Bewohner*innen, Angehörige, etc.) gibt es / sind erforderlich?
- "Physikalische Rehabilitationsmaßnahmen,
- Intensive Atemtherapie,
- Eigenständiges Training unter Anleitung,
- Ergotherapeutische Rehabilitationsmaßnahmen,
- Logopädisches Training (vom Sprechen bis zum eigenständigen Essen),
- Yogaübungen,
- Zurverfügungstellen und Anleitung zur Benützung individueller Behelfsmittel (z.B. elektr. Rollstühle mit Stehfunktion),
- Rundumversorgung der Patienten mit dem Ziel möglichst viel Eigenständigkeit zu erreichen.
Beschreiben Sie die konkreten Aktivitäten zur Vernetzung der GDAs.
- "Vernetzung zwischen Gesundheits- und Sozialsystem (Krankenhaus, Alten- u. Pflegeheim, GKK),
- Gute Vernetzung mit dem Krankenhaus der Elisabethinen,
- Durch örtliche Nähe werden teure Transportdienste mit Notarztwagen eingespart,
- Enge Zusammenarbeit mit der mobilen Heimbeatmung (regel- mäßige Besprechungen, unkomplizierte Wiederaufnahme von Patient*innen, die bereits zu Hause sind, für Kurzzeitbetreuung (Entlastung pflegender Angehöriger),
- Fachübergreifende Kooperation mit Spezialisten."
Welche Aufgaben übernimmt der Kostenträger?
- "Gesundheitsfonds des Landes OÖ übernimmt als Kostenträger die Finanzierung über den Tag-Satz,
- Steuerung der Kosten über regelmäßige Controlling- und Beratungsgespräche."
Welche Prozesse der beteiligten Leistungserbringenden werden / wurden aufeinander abgestimmt?
- Prozess der Patient*innenübernahme wird mit den Intensivstationen abgestimmt,
- Patient*innentransport mit Rettungsdiensten und mobiler Heimbeatmung,
- Prozess bzgl. ambulanter Krankenhausbesuche,
- Entlassungsmanagement,
- Individuelle Abstimmung mit allen beteiligten Therapeuten."
Welche erfolgskritischen Schnittstellen wurden identifiziert?
- "Schnittstelle Gesundheitssystem - Sozialsystem,
- Schnittstelle Krankenhaus - Langzeitbeatmung,
- Schnittstelle Langzeitbeatmung - Mobile Heimbeatmung (Häusliche Pflege),
- Schnittstelle in der engen Zusammenarbeit aller beteiligten Therapeut*innen,
- Schnittstelle Pflegeteam - Therapeut*in - Ärzt*in,
- Schnittstelle Langzeitbeatmung - Angehörige."
Patient*innenzentriertheit
Durch welche Maßnahmen wird gewährleistet, dass sich die Leistungen und die Leistungserbringung an den Bedürfnissen der Patient*innen orientiert?
- "Festlegung von individuellen auf die jeweilige Patient*in zugeschnittenen Therapien und Pflegemaßnahmen sowie ärztlichen Maßnahmen unter ständiger Evaluierung und gegebenfalls Veränderung der Maßnahmen,
- Regelmäßige Teambesprechungen,
- Tägliche ärzlichte Visite und Besprechung mit dem Team sowie mit den Therapeut*innen,
- Einbeziehung der Patient*in und ihrer Angehörigen in die Therapie,
- Weitreichende Dokumentation aller beteiligten Leistungserbringenden."
Übertragbarkeit
Ist das Vorhaben in Bezug auf Indikation bzw. Population auf andere Regionen übertragbar?
"Ja."
Beschreiben Sie die Voraussetzungen dafür.
- "Financier,
- Träger,
- Leistungserbringer,
- Installation eines stationären sowie eines mobilen Settings."
Kosten-Nutzen-Relation
Setzen Sie die Kosten Ihres Projektes mit dem (zu erwartenden) Nutzen in Bezug.
- "Hoher personeller Aufwand steht der Generierung von deutlich höherer Lebensqualität gegenüber.
- Großes gesundheitsökonomisches Einsparungspotential."
Qualitätsmanagement
Beschreiben Sie den im Prozess vorgesehenen PDCA-Zyklus.
- "Standardisiertes Patient*innen-Aufnahmeverfahren,
- Laufende Evaluierung der individuellen Fortschritte der Patienten durch engmaschige Dokumentation,
- Auslastungsgrad des Wohnbereiches (vierteljährlich),
- Abgeschlossene Fortbildungen pro Jahr,
- Anzahl von Personen, die entwöhnt werden konnten pro Jahr,
- regelmäßige Controlling-Gespräche mit dem Finanzgeber."
Kommunikations- und Marketingkonzept
Beschreiben Sie das Kommunikations- und Marketingkonzept für die Umsetzung des beschriebenen Projekts.
- "Informationsfolder,
- Homepage,
- Medienberichte (Presse, Fernsehen, Fachzeitschriften),
- Einladung zu persönlichen Gesprächen und Führungen."
Evaluierungsergebnisse
"Seit der Eröffnung im Januar 2009 bis Mai 2011 wurden 47 Patient*innen betreut, davon konnten 21 entwöhnt werden. Die Auslastung seit Eröffnung beträgt durchschnittlich 88,25%.
Verbesserungspotenziale
Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit das beschriebene Projekt zukünftig noch erfolgreicher sein kann?
"*) Wir möchten aufgrund unserer Erfahrung neben der Langzeitbeatmung einen Schwerpunkt auf Weaning (Entwöhnung von der Beatmungsmaschine) legen und würden dazu eine Aufstockung um drei Bewohnerplätze benötigen. Zudem ist eine entsprechende Selektion der Patienten notwendig und es muss nach abgeschlossenem Weaning-Prozess ein Setting für diese Patienten gewährleistet sein (Kanülenpatient*innen, die derzeit nicht von Pflegeheimen übernommen werden).
*) verstärkte Möglichkeit der Fortbildungen der Mitarbeiter*innen.
Anhang
- Anhang 1: Projektkosten und Finanzierung
- Evidenzbasierung
- Projektlogo
Wenn Sie sich für die Inhalte in den Anhängen interessieren, nehmen Sie bitte Kontakt mit der INTEGRI-Projektleitung auf:
Ansprechperson zur Einreichung
Josefine Mair
Caritas für Betreuung und Pflege
Geschäftsführung
Hafnerstraße 28
4020 Linz
gf.cbp@caritas-linz.at