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Sprachgesteuerte KI-Assistenten, smarte Textilien und Sensoren, die das Stresslevel bei Orchesterproben messen: Digitale Helferlein, die auf der Vermessung des Menschen beruhen, werden zusehends beliebter und wirtschaftlich bedeutsamer. Einen neuen Schub könnte der Vormarsch von Künstlicher Intelligenz bringen, erklärten Experten.
"Smartphones, Wearables und Co. hinterlassen einen permanenten multisensorischen Fußabdruck unseres Lebens. Das Potenzial für die Gesundheitsvorsorge ist enorm, doch wir nutzen es bisher kaum", meint Jan Smeddinck, Co-Direktor am Ludwig Boltzmann Institut für digitale Gesundheit und Prävention in Salzburg. Dabei würden digitale Werkzeuge neben objektiven Informationen auch für Motivation und Begleitung sorgen.
Mit KI-basierten Ansätzen könnten bisherige Probleme bei Skalierbarkeit, unvollständigen Daten und komplexen Interpretationen neu angegangen werden. Natürlich gebe es berechtigte Bedenken bezüglich Datenschutz, Zuverlässigkeit und Nachvollziehbarkeit. Derartige Systeme würden aber bereits täglich tausendfach auf Eigeninitiative - quasi "off-label" - für Gesundheitszwecke eingesetzt.
KI rückt laut Expertinnen der Universität Graz auch wegen des Trends zur individuellen Gesundheitsverantwortung in den Mittelpunkt. Sprachgesteuerte KI-Assistenten sollen beispielsweise älteren Menschen helfen, sie sollen verstehen, einordnen, warnen und vermitteln - etwa Stimmungslagen erkennen, therapeutische Impulse geben oder Angehörige informieren. "Es entsteht eine neue Form von Sorgearbeit - eine, die nie schläft", so die Wissenschaftlerinnen, die unter anderem untersuchen, was "kommunikative KI" für unsere Gesellschaft bedeutet.
An der Fachhochschule Campus Wien wird aktuell ein System entwickelt, das Patienten nach einer Hüftgelenksoperation bei der Therapie zu Hause unterstützen soll. Konkret werden dazu die Bewegungsdaten bei Übungen vor dem mit einer Kamera ausgestatteten Fernseher erhoben. Mithilfe von Machine-Learning-Techniken erfolgen individuelle Rückmeldungen zum Training in Echtzeit. Das System funktioniere vollständig offline und anonymisiere die Daten, so Klaus Widhalm, der das FH-Bewegungslabor leitet.
Einen datensparsamen Ansatz verfolgt auch die Fachhochschule Oberösterreich. Gesundheitsdaten würden lokal verarbeitet und spezielle KI-Modelle entwickelt, die direkt auf tragbaren Geräten laufen. Großes Potenzial sehe man in smarten Textilien, die kontinuierlich physiologische Daten erfassen, ohne Bewegungsfreiheit oder Tragekomfort einzuschränken. Im Pflegebereich werde unter anderem an einer intelligenten Betteinlage gearbeitet, die Bewegungsmuster und Feuchtigkeit - etwa durch Inkontinenz oder Schwitzen - erkennt.
Tragbare Hochleistungssensorik in Form einer medizinisch zertifizierten Smartwatch kommt aktuell bei Musikerinnen und Musikern zum Einsatz: Sie trainieren mit VR-Brillen reale Konzertsituationen - etwa auf einer virtuellen Bühne in der Elbphilharmonie. Kombiniert mit den Daten aus der Smartwatch lässt sich feststellen, wie gut die Teilnehmenden mit Lampenfieber umgehen und welche Techniken - etwa Atemübungen - wirken, so Matthias Bertsch, Musikwissenschaftler an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Dass durch Selbstvermessung generierte Daten auch verunsichern können, strich Walter Ritter von der Fachhochschule Vorarlberg hervor. Viele Nutzer würden anfangs stark auf die Technik vertrauen, aber rasch das Interesse verlieren, wenn sich die Ergebnisse nicht mit ihrem subjektiven Empfinden decken. Als Beispiel nannte er eine gemessene Verbesserung der Schlafqualität, die aber nicht verspürt wurde. Auch bei objektiven Daten brauche es den entsprechenden Kontext und die individuelle Kommunikation.
Warum Ernährungs-Apps nicht allen helfen, zeigen wiederum Forschungsprojekte an der Universität Wien. Die digitalen Diätcoaches werden demnach vor allem von jüngeren Personen mit einem hohen Bildungsgrad und Einkommen genutzt und sind bei ihnen auch am wirksamsten. Einerseits sei ein geringerer Bildungsgrad mit weniger Wissen über gesunde Ernährung assoziiert, andererseits könnten sich Geringverdiener die neuste Technik nicht leisten. Diese Hürden müssten bei der Digitalisierung mitgedacht werden, so Gesundheitspsychologin Laura König.