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Stefan Sabutsch: "Es haben keine Korken geknallt, wenn Sie das meinen. Unsere Infrastruktur ist seit zehn Jahren etabliert. Technisch bestehen seit Langem keine Probleme mehr, weitere Anbindungen belasten das System nicht."
Stefan Sabutsch:"Das ist es selten. Die Labore haben noch Fragen an uns, die wir derzeit mit den Systempartnern klären."
Edith Bulant-Wodak: "Es bestehen noch Unklarheiten, wie mit den situativen Opt-out-Patienten umzugehen ist. Im Gegensatz zu Patienten, die ein generelles Opt-out erklärt haben und sich damit dem ELGA-System zur Gänze entziehen, legen situative Opt-out-Patienten ihren Widerspruch erst beim Arzt ein, z.B. bei der Blutabnahme. Das gilt dann jeweils für die Behandlung. Das situative Opt-out ist nur eine mündliche Aussage des Patienten gegenüber den Medizinern. Für die Labore besteht die Schwierigkeit, dass die Information mit der Blutprobe gesichert von der Ordination in das Labor mitwandern muss. Hier gibt es noch Bedenken, wie dies unter Garantie organisiert werden kann."
Stefan Sabutsch: "Die Radiologen haben andere Probleme. Für sie besteht bis heute die Verpflichtung, dem Patienten Röntgenbefunde und Bilder auf einem physischen Datenträger wie DVD oder USB-Stick mitzugeben. Für die Fachärzte stellt sich nun die Frage, ob sie dieser Verpflichtung weiterhin nachkommen müssen, obwohl es die Daten ohnehin in ELGA digital gibt und diese ab Herbst vom Patienten jederzeit heruntergeladen werden können. Das ist aber keine technische Frage. Das muss gesamtvertraglich gelöst werden."
Dr. Edith Bulant-Wodak, MBA hat die Aufgaben der kaufmännischen Geschäftsführerin innne. Sie gilt als Expertin der Organisations- und Personalentwicklung und Budgetplanung. Vor ihrer ELGA-Bestellung war sie stellvertretende Geschäftsführerin des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds.
Dr. Stefan Sabutsch ist seit 2010 in der ELGA aktiv. Der promovierte Zoologe
gilt als profunder Kenner der heimischen Digital Health-Szene.
Edith Bulant-Wodak: "Wir spüren, dass ELGA stärker in den öffentlichen Fokus gerückt ist. Und es ist uns gelungen, einige Projekte, die schon länger vorbereitet waren, in die Umsetzung zu bringen."
Stefan Sabutsch: "Je intensiver die Patientennutzung von ELGA, umso schwieriger wird der Umgang mit den Opt-out-Patienten. Natürlich ist es das Recht jedes Einzelnen, sich aus dem System zu nehmen. Aber es bedeutet auch, dass die behandelnden Ärzte nicht auf alle Informationen zugreifen können, die eigentlich hilfreich wären. Es ist einfach unmöglich, analog den gleichen Informationstransfer zum behandelnden Arzt und Patienten zu bieten, wie wir ihn auf digitalem Weg zur Verfügung stellen können."
Stefan Sabutsch: "Das ist jetzt eine journalistische Formulierung. Ich sage es so: Sie ist gesetzlich festgelegt und wir respektieren das selbstverständlich. Aber sie ist aus medizinischer Sicht nicht immer hilfreich."
Edith Bulant-Wodak: "Und genau deswegen müssen wir klar machen, dass wir die Patientenrechte respektieren, aber auch besser kommunizieren, was die Konsequenzen sind. Es geht nicht darum, jemanden zu bevormunden. Aber man muss unmissverständlich auf den Tisch legen: Wer seine Daten sperrt, nimmt in Kauf, dass Ärzte im entscheidenden Moment weniger Informationen haben."
Stefan Sabutsch: "Das Gesundheitswesen ist eines der am strengsten regulierten Felder überhaupt, und das ist auch gut so. Aber manchmal bremsen uns Gesetze, die noch aus einer analogen Zeit stammen. Wenn wir Patienten aktiv einbinden wollen, brauchen wir rechtliche Klarheit: Welche Daten dürfen sie einstellen? Wer ist für die Qualität verantwortlich? Welche Haftung haben Ärzte, wenn sie auf Patientendaten vertrauen, die vielleicht nicht korrekt sind? Das sind Fragen, die man politisch klären muss."
Edith Bulant-Wodak: "Es geht auch um Ethik. Soll ein Versicherer wissen, wie viele Schritte ich täglich mache? Diese Fragen müssen wir gesellschaftlich diskutieren. Nur weil etwas technisch möglich ist, heißt das nicht, dass es automatisch auch sinnvoll ist."
Stefan Sabutsch: "Und wir merken, dass viele Menschen sehr ambivalent sind. Auf der einen Seite wollen sie maximale Privatsphäre. Auf der anderen Seite wollen sie, dass Ärzte alle Informationen haben, um sie bestmöglich zu behandeln. Diese Spannung aufzulösen, ist eine große Aufgabe."
Edith Bulant-Wodak: "Widerstand nicht, aber teilweise Skepsis. Radiologen sind gewohnt, ihre Bilder auf eigenen Portalen bereitzustellen. Plötzlich kommt ELGA und sagt: Ihr müsst das jetzt auch ins nationale System stellen. Da kommen Fragen: „Warum?“ Oder: „Unsere Patienten sind zufrieden.“ Es geht um die Gesamtintegration. Es geht darum, dass nicht nur der Radiologe und der Patient die Bilder sehen, sondern auch der Hausarzt oder der Facharzt, der die weitere Behandlung übernimmt."
Stefan Sabutsch: "Es gibt Radiologen, die das sofort verstanden haben und proaktiv unterstützen. Und andere, die vorsichtiger sind. Aber insgesamt ist die Richtung klar. Die Einbindung in ELGA bringt langfristig Vorteile für alle – Patienten, Ärzte und das Gesundheitssystem."
Edith Bulant-Wodak: "Die meisten Patienten sind froh, wenn ihre Daten sicher und zentral verfügbar sind. Natürlich gibt es auch Skeptiker, die Angst vor Missbrauch haben. Aber die Erfahrung zeigt: Sobald jemand erlebt, wie praktisch es ist, im Krankenhaus nicht alle Befunde wiederholen zu müssen, weil sie schon in ELGA vorhanden sind, kippt die Stimmung ins Positive."
Stefan Sabutsch: "Es gibt diese typischen Geschichten: Jemand aus Wien hat einen Unfall in Tirol, wird im Krankenhaus aufgenommen, und der Arzt in Innsbruck kann auf die Befunde aus Wien zugreifen. Das ist der Moment, wo Patienten sagen: „Ah, jetzt verstehe ich, wozu das gut ist.“
Edith Bulant-Wodak: "Das ist ein zentraler Punkt. Vertrauen ist das Fundament für ELGA. Ohne Vertrauen funktioniert es nicht. Wir merken, dass es viele Vorurteile gibt, die auf Missverständnissen beruhen. Manche glauben beispielsweise, dass ihr Arbeitgeber Zugriff auf die Gesundheitsdaten bekommt. Das stimmt natürlich nicht. Der ELGA-Zugriff ist klar und streng geregelt. Aber es zeigt, dass wir viel besser erklären müssen, was ELGA ist – und was nicht."
Stefan Sabutsch: "Gesundheit ist ein sehr sensibles Thema. Jeder hat seine eigene Geschichte. Wer schon einmal schlechte Erfahrungen mit einem Datenleck gemacht hat, ist vorsichtiger. Und wer erlebt hat, dass ein Arzt dank ELGA sofort die richtigen Informationen hatte, ist positiv eingestellt. Wir bewegen uns da in einem Bereich, der sehr stark von Emotionen geprägt ist."
Edith Bulant-Wodak: "Ein Beispiel ist Transparenz. Jeder Patient kann im ELGA-Portal nachschauen: Wer hat wann auf meine Daten zugegriffen? Ein anderes Beispiel sind Aufklärungskampagnen. Wir haben Info-Materialien, Broschüren, Webseiten – aber am wirksamsten sind eigentlich Ärzte und Ärztinnen selbst. Wenn der Hausarzt sagt: „Das ist praktisch, das ist sicher“, dann glauben die Leute das eher, als wenn es auf einer Webseite steht."
Stefan Sabutsch: "Wir haben bewusst sehr hohe Sicherheitsstandards eingeführt. ELGA ist so gebaut, dass selbst die Betreiber keinen Zugriff auf die Inhalte haben. In der Statistik sieht man, wie viele Dokumente eingestellt oder abgerufen werden –, aber nicht, was drinsteht. Das ist vielen gar nicht bewusst."
Stefan Sabutsch: "Ganz genau. Und dieser Vergleich hilft vielen. Wir bieten die Infrastruktur. Wir sind keine Ärzte. Die medizinische Verantwortung bleibt dort, wo sie hingehört: beim behandelnden Arzt."
Edith Bulant-Wodak: "Es war eine enorme Herausforderung. Innerhalb kürzester Zeit wurden in der ELGA GmbH Strukturen aufgebaut, die vorher nicht existierten. Die Umsetzung von e-Impfpass und digitalen Impfzertifikaten, das alles geschah innerhalb weniger Wochen. Das war wirklich ein Ausnahmezustand."
Stefan Sabutsch: "Wir haben in dieser Phase gelernt, wie schnell das System eigentlich sein kann, wenn es sein muss. Normalerweise dauert es Monate oder Jahre, bis gesetzliche Grundlagen geschaffen sind, Ausschreibungen gemacht werden, bis die Technik steht. Der Zeitdruck war enorm, wir haben Tag und Nacht gearbeitet, viele Wochenenden durch, aber es hat funktioniert."
Edith Bulant-Wodak: "Natürlich. Manche sagten: „Warum habt ihr das nicht schon vorher vorbereitet?“ Andere: „Warum dauert das so lange?“ In solchen Situationen kann man es nie allen recht machen. Aber unterm Strich war das Feedback positiv, auch international. Österreich hat beim elektronischen Impfpass wirklich Vorreiterarbeit geleistet."
Stefan Sabutsch: "Ich denke, ja. Viele haben plötzlich verstanden: Ohne ELGA hätten wir diese oder jene Krise nicht geschafft. Es brauchte die vorhandene Infrastruktur, die Schnittstellen, die Sicherheitsarchitektur, um eine Herausforderung wie die Pandemie zu überstehen. Die aktuellen Fortschritte im eHealth-Bereich sind das Ergebnis von jahrelanger Arbeit."
Quelle: ÖKZ 4/2025, 66. Jahrgang, Springer Verlag.