CompuGroup Medical
Synchronizing Healthcare

Erfahren Sie alles über die Vision, Mission sowie die Menschen, die die CompuGroup Medical weltweit prägen. 

Investor Relations
Eine Person tippt mit dem Finger auf ein Tablet-PC mit einer Investor-Relations-Präsentation
Karriere
Eine junge Frau telefoniert mit ihrem Smartphone, während sie einen Tablet-PC hält
CGM Global
Mehrere CGM-Flaggen

Das Gesund­heits­system steht vor ulti­ma­tiver Belas­tungs­probe

26. September 2025 | Martin Sprenger
Symbolbild: Finanzieller Druck.
Symbolbild: Finanzieller Druck.

Gemäß dem Gesundheitsbarometer 2024 (n=1.000) der Österreichischen Ärztekammer wird die Entwicklung des Gesundheitssystems von der Bevölkerung negativ wahrgenommen und die Versorgung mit einem Notendurchschnitt von 2,8 als mäßig beurteilt. Es lohnt sich, einen Blick auf die Zukunft des österreichischen Gesundheitssystems zu werfen.

Eine wesentliche Herausforderung lässt sich sehr gut skizzieren: der demografische Wandel. Die Zahl der Personen im Alter von über 80 Jahren betrug 2021 5,7% der Bevölkerung, wird im Jahr 2030 auf knapp 6,7% und im Jahr 2050 auf 11,5% anwachsen. Dementsprechend früher, zwischen 2025 und 2040, wird es einen starken Anstieg des Anteils der über 65-Jährigen an der Bevölkerung geben.

 

Alter bringt Beschwerden

Mit diesem demografischen Wandel untrennbar verbunden ist ein steigender Versorgungs-, Betreuungs- und Pflegebedarf. So zeigen Projektionen des öffentlichen Pflegeaufwands bis 2050, dass die Anzahl der pflegegeldbeziehenden Personen zwischen 2021 bis 2050 um 57% zunehmen und im Jahr 2050 mehr als 730.000 betragen wird. Die mit dieser Entwicklung verbundenen öffentlichen Kosten werden von 2,74 Mrd. € auf 9,17 Mrd. € steigen.

Altern ist der wichtigste Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, neurogenerative Erkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparats und vieles mehr. Auch dafür gibt es Prognosen, die jedoch mit einem deutlich höheren Unsicherheitsfaktor versehen sind. Was mit Sicherheit zunehmen wird, ist die bio-psycho-soziale Komplexität der Fälle in allen Bereichen des Gesundheitssystems. Ein steigender Versorgungs-, Betreuungs- und Pflegebedarf bedingt auch einen höheren Personalbedarf. Ausgehend vom aktuellen Personalstand sind bis zum Jahr 2030 17.000 zusätzliche Pflegekräfte nötig (12.000 Vollzeitäquivalente), um das Personalverhältnis von heute aufrecht zu erhalten. Bis zum Jahr 2050 sind es 77.000 (57.000 Vollzeitäquivalente). Es gibt auch Prognosen für den Bedarf an Ärzten, Therapeuten, Sozialarbeitern, Verwaltungspersonal und anderen relevanten Berufsgruppen. Eines ist gewiss: Ohne Personal kann kein Gesundheitssystem funktionieren. Wobei die Qualität der Ausbildung, die Kompetenz und Motivation aller Beschäftigten, die Diversität der Berufsgruppen, die Verfügbarkeit von engagierten Lehrenden und andere für die Qualität der Versorgung relevante Faktoren eine wichtige Rolle spielen.

 

Frage des Geldes

Ein steigender Versorgungs-, Betreuungs- und Pflegebedarf ist in der Regel auch mit höheren Kosten verbunden. 2023 lagen die Gesundheitsausgaben bei 52,28 Mrd. € oder 11% des Bruttoinlandprodukts (BIP). Wie hoch sie im Jahr 2030 bzw. 2050 in absoluten Zahlen, pro Kopf oder als Anteil des BIP sein werden, weiß niemand. Aktuell wird das österreichische Gesundheitssystem vor allem von erwerbstätigen Personen über Steuern und Beiträge finanziert. Aktuell gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Pension. Sie werden von Einzahlern zu Empfängern. Für die Finanzierung wesentliche weitere Parameter wie Wirtschaftswachstum, Arbeitslosigkeit, Kosten für Personal, Technologie, Medikamente etc. sind schwer zu prognostizieren.

Diese Entwicklung ist seit mindestens zwanzig Jahren absehbar. Angesichts der inzwischen unübersehbaren Herausforderungen stellt sich immer mehr die Frage, ob die im Regierungsprogramm geplanten Maßnahmen ausreichen, den aktuellen Standard in der Versorgung, Betreuung und Pflege zu halten. Oder müssen wir uns damit abfinden, dass die gesundheitliche Ungleichheit zunimmt, die gesunde Lebenserwartung stagniert und die Entwicklung des Gesundheitssystems von der Bevölkerung auch im Jahr 2030 als negativ wahrgenommen wird? 

Quelle: ÖKZ 4/2025, 66. Jahrgang, Springer Verlag.

Links:

www.aekwien.at/documents/d/wien/prasentation-gesundheitsbarometer-befragung-patientinnen-september-2024

www.austrianhealthforum.at/site/assets/files/2074/pressetext_umfrage2_ahf-schladming2023.pdf

www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/bevoelkerung/demographische-prognosen/bevoelkerungsprognosen-fuer-oesterreich-und-die-bundeslaender

www.wifo.ac.at/wp-content/uploads/upload-1503/s_2023_pflegeaufwand_2050_70673_.pdf

Dr. med Martin Sprenger (61)

ist seit 20 Jahren Gesundheitswissenschaftler und Leiter des Universitätslehrgangs Public Health am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie der Medizinischen Universität Graz. 

martin.sprenger@medunigraz.at

Verwandte Artikel
Thomas Czypionka, Österreichischer Gesundheitsökonom, IHS-Wissenschaftler.
Thomas Czypionka, Österreichischer Gesundheitsökonom, IHS-Wissenschaftler.
Das öster­reichische Gesund­heits­system ist nicht zukunfts­fit

IHS-Wissenschaftler Thomas Czypionka zählt zu den einflussreichsten ...

Dr.med.univ. Martin Sprenger -www.christianjungwirth.com
Dr.med.univ. Martin Sprenger -www.christianjungwirth.com
Martin Sprenger: „Rauch hatte wenig zu verlieren“
Herr Sprenger, Gesundheitsminister Johannes Rauch musste ...