INTEGRI 14:
Ausgezeichnete Initiative
"Sozialpsychiatrisches Ambulanzzentrum an der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg"
Einreicher*in: Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg Linz (Prof. DDr. Gabriele Sachs)
- Projektpartner*in: pro mente OÖ (Prof. Dr. Werner Schöny)
- Projektkategorie: Würdigungspreisträger für sozialpsychiatrische Initiativen
- Projekttyp: Evaluiertes Projekt
Ausgangssituation - wie lautet die Problemstellung?
- "Massive Zunahme von stationären Aufnahmen in der Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg aus den Regionen Zentralraum Linz und Mühlviertel,
- Überbelag von Stationen und Gangbetten,
- Eine drohende Verschlechterung der Patient*innenversorgung war zu befürchten,
- Fehlen strukturierter Vernetzung zwischen intra- und extramuralem Bereich,
- Insbesondere sollten nicht stationär aufgenommene Patient*innen bestmöglich versorgt werden - und zwar ambulant vor stationär."
Zielsetzung
Wurden zwischen den Beteiligten gemeinsame Ziele vereinbart?
"Ja: Schaffung einer Struktur, die sowohl vom stationärem (LNK) und außerstationärem (pmOÖ) Bereich betrieben wird, zwecks Clearing, Akutbehandlung und ggf. Weitervermittlung von Personen mit akuten psychischen Problemen."
Welche gemeinsamen Ziele werden (darüber hinaus) zukünftig vereinbart?
"Bemühen um ein langfristiges Finanzierungsmodell."
Welche zu erwartenden / konkreten Verbesserungen für Patient*innen (bzw. Klient*innen, Bewohner*innen, Angehörige, etc.) ergeben sich?
"Patient*innen, die nicht stationär aufgenommen werden können / wollen, werden nicht abgewiesen, sie erhalten eine ambulante multiprofessionelle Akutversorgung, bei Bedarf Weiterleitung an entsprechende Stellen des außerstationären Systems."
Welche zu erwartenden / konkreten Vorteile für Leistungserbringer*innen ergeben sich?
- "Reduktion von stationären Aufnahmen,
- Verbesserung der Versorgungsqualität durch das Angebot eines multiprofessionellen Teams,
- Vermeidung von Doppelgleisigkeiten und Weitervermittlung an außerstationäre Angebote."
Welche zu erwartenden / konkreten Vorteile für Kostenträger*innen ergeben sich?
- Reduktion stationärer Aufnahmen und damit Umsetzung des Ziels ´ambulant vor stationär´;
- Verbesserte Akutversorgung - hilft Chronifizierungen zu verhindern,
- Optimierung und Rationalisierung der Leistungserbringung.".
Welche zu erwartenden / konkreten volkswirtschaftlichen Auswirkungen hat dies?
- "Niederschwellige und zeitlich unmittelbare Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen im Lebensumfeld Betroffener, dadurch Entlastung von Betroffenen / Angehörigen und Prävention psychosozialer Folgeprobleme (Krankenstandstage, Pflegetage, stationäre Aufenthaltsdauer etc.),
- Adäquate psychiatrische Akutversorgung ist Hauptaufgabe des Sozialpsychiatrischen Ambulanzzentrums und kann zurzeit von keiner anderen Institution geleistet werden."
Methode
Was ist geplant bzw. wurde unternommen, um die definierten Ziele zu erreichen?
- "Sorgfältige trägerübergreifende Projektplanung auf Basis eines gemeinsamen Verständnisses hinsichtlich optimaler sozialpsychiatrischer Versorgung,
- Projektumsetzung mit Pilotphase,
- Frühzeitige Einbindung von zukünftigen MitarbeiterInnen aller Berufsgruppen des sozialpsychiatrischen Ambulanzzentrums,
- Schrittweise Umsetzung der geplanten Leistungserbringung,
- Leistungen: ärztliche Versorgung, psychosoziale Beratung und Sozialarbeit, Krisenintervention, Überbrückungsangebot und Rückfallsprävention, Vernetzung intra-extramural, Journaldienst und Telefonberatung.
- In definierten Zeiträumen genaue Evaluierung verschiedener Parameter (stationäre Auslastung, externe Weitervermittlung, Aufnahmen, ambulante Behandlungen und Abweisungen).
- Gemeinsames Erarbeiten von Prozessabläufen.
- Vereinbarung über Besprechungsstruktur (Regelmäßige Teambesprechungen, Klausuren….)."
Integration
Welche Versorgungsbereiche / Sektoren sind beteiligt?
- "Stationäre Versorgung,
- Ambulante Versorgung,
- Gesundheitsförderung,
- Prävention."
Welche Gesundheitsdiensteanbieter (GDA) bzw. Leistungserbringende aus anderen Bereichen sind beteiligt?
- Krankenhaus / Sanatorium,
- Pflege (-einrichtungen),
- Soziale Einrichtungen."
Welche konkreten Aktivitäten zur Beteiligung der Patient*innen (bzw. Klient*innen, Bewohner*innen, Angehörige, etc.) gibt es / sind erforderlich?
"Niederschwelliger Zugang zu kurzfristigen ambulanten Angeboten und Vermittlung zu psychosozialen und psychiatrischen Versorgungsangeboten."
Beschreiben Sie die konkreten Aktivitäten zur Vernetzung der GDAs bzw. Leistungserbringenden aus anderen Bereichen.
"Konzepterstellung und Weiterentwicklung auf Trägerebene, Besprechungsstruktur im operativen Bereich:
- regelmäßige Morgenbesprechungen, Teambesprechungen und Klausuren
- Gemeinsame Fortbildungen für die MitarbeiterInnen im Sozialpsychiatrischen Ambulanzzentrum
- Fallbesprechungen und Fallsupervision."
Welche Aufgaben übernimmt die Kostenträger*in?
- "Befristete Übernahme der Projektkosten für 2013 durch das Land OÖ (Gesundheits- und Sozialbereich) und der Sozialversicherung,
- Festlegen der Evaluierungskriterien und Kontrolle."
Welche Prozesse der beteiligten Leistungserbringenden werden / wurden aufeinander abgestimmt?
"Clearing, Planung, Durchführung und Weitervermittlung zu sozialpsychiatrischen Unterstützungsangeboten."
Welche erfolgskritischen Schnittstellen wurden identifiziert?
"Unsichere befristete Finanzierungszusagen."
Patient*innenzentriertheit
"Zugang zu multiprofessioneller und zeitnaher Behandlung, verringerte Wartezeiten, rasche Abklärung, Erstellung eines individuellen Behandlungskonzepts entsprechend den Bedürfnissen der Patient*innen, gleichbleibende Kontinuität der Ansprechpartner, verstärkte Nachhaltigkeit durch vernetztes, integratives Leistungsangebot."
Übertragbarkeit
Ist das Vorhaben in Bezug auf Indikation bzw. Population auf andere Regionen übertragbar?
"Ja."
Beschreiben Sie die Voraussetzungen dafür.
"Jede psychiatrische Versorgungseinheit (Klinik bzw. Abteilung) mit umfassendem Versorgungsauftrag für psychiatrische Patient*nnen.
- Voraussetzungen sind zumindest eine bettenführende Station,
- eine Aufnahme und eine Ambulanz,
- günstig ist auch ein teilstationäres Angebot, wie z. B. eine Tagesklinik.
- Personelle Voraussetzung ist ein multiprofessionelles Team bestehend aus Ärzt*innen, Pflegepersonal, Psychotherapeut*innen, Psycholog*innen und Sozialarbeiter*innen.
- Vernetzung mit vorhandenen extramuralen Einrichtungen."
Kosten-Nutzen-Relation
Setzen Sie die Kosten Ihres Projektes mit dem (zu erwartenden) Nutzen in Bezug.
"Mehrwert für die Versorgungssituation psychiatrischer Patient*innen:
- ambulant vor stationär, Patientenorientierung,
- Kontinuität & Nachhaltigkeit,
Das Sozialpsychiatrische Ambulanzzentrum übernimmt ´Drehscheibenfunktion´ im Kanon außerstationärer und stationärer Unterstützungsangebote.
Qualitätsmanagement
- "Plan: Das Projekt wurde in einem Arbeitskreis LNK-pmOÖ längere Zeit vorbesprochen
- Do: ... und schließlich durch die Abstellung fixer Mitarbeiter von beiden Seiten begonnen. Die praktische Erarbeitung von Aufgabenteilung, Abgrenzung der Verantwortungen, Kommunikationskanälen etc. benötigte (durch Probieren verschiedener Varianten) ca. 2 Jahre.
- Check: Eine erste Evaluierung ist abgeschlossen.
- Act: Ein Standardmodell ist erarbeitet und im Benutzerhandbuch festgelegt."
Kommunikations- und Marketingkonzept
Beschreiben Sie das Kommunikations- und Marketingkonzept für die Umsetzung des beschriebenen Projekts.
- "Informationen über das Sozialpsychiatrische Ambulanzzentrum mittels Infoveranstaltungen für niedergelassene Ärzt*innen und Kooperationspartner*innen,
- regelmäßige Vernetzungstreffen mit relevanten Kooperationspartner*innen,
- Geschäftsberichte, Folder."
Evaluierungsergebnisse
- "Der evaluierte Beobachtungszeitraum war von 1.3.2012 bis 28.2.2013 festgelegt.
- Insgesamt wurden 4855 Kontakte verzeichnet
- Rund die Hälfte davon waren ambulante Kontakte, wovon der Großteil an externe Stellen weitervermittelt wurde.
- Durch die Leistungen des Sozialpsychiatrischen Ambulanzzentrums wurde der stationäre Bereich der Psychiatrie entlastet, die durchschnittliche Auslastung liegt bei unter 100%."
Verbesserungspotenziale
Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit das beschriebene Projekt zukünftig noch erfolgreicher sein kann?
"Sicherung der Finanzierung. Erweiterung des Spektrums der Behandlungsmöglichkeiten (z.B. nachgehende Betreuung)."
Welche erfolgskritischen Aspekte müssen bei der Umsetzung des beschriebenen Projektes in Zukunft in den Vordergrund gerückt werden?
"Der Erfolg liegt einerseits in der Entlastung des stationären Bereichs, andererseits im Angebot einer ambulanten multiprofessionellen Akutversorgung. Parameter des Erfolgs sind die Inanspruchnahme und die Zufriedenheit der Patient*innen."
Ansprechperson zur Einreichung
OA. Dr. Thomas Zaunmüller (Leitender Oberarzt)
Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg Linz
Wagner-Jauregg-Weg 15
4020 Linz
thomas.zaunmueller@gespag.at