Was bringt der EHDS?

Der EHDS (European Health Data Space) ist eines der ambitioniertesten Digitalprojekte der EU und wird die europäische Gesundheitswirtschaft grundlegend verändern. Er ist dabei nicht nur ein IT-Projekt, sondern ein systemischer Wandel im Gesundheitswesen der EU. Für Österreich bietet er die Chance, bestehende Stärken (wie ELGA) auszubauen, aber auch Versäumnisse in der Digitalisierung aufzuholen. Langfristig wird er zu einem effizienteren, innovativeren und patientenzentrierteren Gesundheitssystem führen – vorausgesetzt, Implementierung, Datenschutz und Kommunikation gelingen.

Warum wir der EHDS die europäische Gesundheitswirtschaft revolutionieren?

Zentrale Vision: 
Interoperabilität & Datennutzung auf EU-Ebene

Der EHDS ermöglicht es Bürgern, ihre Gesundheitsdaten grenzüberschreitend zu nutzen (z.B. beim Arztbesuch im EU-Ausland). Einheitliche Standards für Datenformate, Schnittstellen und Sicherheit machen eine interoperablen Nutzung medizinischer Daten möglich. So können z.B. e-Rezepte oder Entlassungsbriefe grenzüberschreitend ohne Medienbrüche sicher geteilt werden.
 

Stärkung der digitalen Souveränität in Europa

Der EHDS reduziert die Abhängigkeit von Big-Tech-Plattformen durch ein europäisches Modell für Gesundheitsdaten-Infrastruktur. Er wird einen vertrauenswürdigen Rahmens für die Sekundärnutzung (z.B. Forschung, Innovation, Politikgestaltung) bieten. Forschende und Softwareentwickler erhalten unter klaren ethischen und datenschutzrechtlichen Vorgaben Zugang zu pseudonymisierten Daten. Dies fördert KI-gestützte Diagnostik, personalisierte Medizin und schnellere Arzneimittelentwicklung.
 

Effizienzsteigerung im Gesundheitssystem

Der EDHS sorgt für weniger Redundanzen, schnellere Diagnosen und zielgerichtetere Therapien. Er wird für eine erhebliche Reduktion von Kosten führen, da eine Vermeidung unnötiger Untersuchungen sowie Medikationsfehler sichergestellt wird.

Welche Auswirkungen hat der EHDS auf das österreichische Gesundheitssystem?

Integration mit ELGA und bestehenden Systemen

Österreich verfügt mit unserer ELGA (Elektronische Gesundheitsakte) bereits über eine relativ fortgeschrittene Infrastruktur, die ja in den nächsten Monaten und Jahren funktional noch massiv ausgebaut werden soll. Der EHDS wird ELGA stärker standardisieren und europäisch andocken, etwa durch gemeinsame Schnittstellen.
 

Neuer Handlungsdruck für Digitalisierungsprojekte

Der EHDS erhöht den Druck, bestehende Defizite in der Digitalisierung der österreichischen Krankenhäusern, in den Primärversorgungs- und Pflegeeinrichtungen aufzuholen. Derzeit hinken viele Einrichtungen noch bei digitalen Dokumentationen und insbesondere auch in der Telemedizin hinterher.
 

Datenschutz & Governance

Österreich muss klare Governance-Strukturen für Datenzugänge schaffen - vor allem für die Sekundärnutzung durch Forschung und Industrie. Dabei besteht gerade in Österreich hohe politische Sensibilität in Bezug auf Datenschutz und wer das Blockieren der Österreichischen Ärztekammer rund um eine vernetzte pseudonymisierte Datennutzung in den letzten Jahren beobachtet hat weiß: Das Gewinnen des Vertrauens der Bevölkerung für den EHDS wird wichtig sein!
 

Chancen für Start-ups und Unternehmen

Durch offenen, regulierten Zugang zu Gesundheitsdaten können österreichische HealthTechs innovative Produkte entwickeln. Gleichzeitig entstehen Kooperationspotenziale auf EU-Ebene, etwa bei Studien oder KI-Anwendungen.

Fachkräfte und Kompetenzaufbau

Es braucht deutlich mehr digitale Kompetenz im Gesundheitsbereich: Ärztliches Personal, Pflegekräfte und auch das klinische Verwaltungspersonal müssen im Umgang mit neuen Tools intensiv geschult werden. Es werden neue Berufsfelder (z.B. Datenmanager) in der österreichischen Gesundheitswirtschaft entstehen.