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Unter­schied­liche Anfor­derungen an IT-Systeme in ambu­lanter und statio­närer Reha

17. November 2025 | Walter Zifferer
Ergotherapeutin hilft älterem Mann mit Widerstandsband.
Ergotherapeutin hilft älterem Mann mit Widerstandsband.

Viele Experten sprechen von mehr Intersektoralität als wichtige Stellschraube für ein effizienteres Gesundheitswesen. Das Überbrücken von Institutionsgrenzen zwischen den Leistungserbringern soll mehr Effizienz schaffen und Künstliche Intelligenz gilt bei der Umsetzung ohnehin als Zauberstab.

Geht man aber einen Schritt zurück und betrachtet die Trägereinrichtungen und deren Institutionen in sich, fällt einem schnell auf, dass selbst innerhalb der eigenen Fassade IT-Systeme oftmals ein „Flickwerk“ an IT-Systemen nötig ist, um die Anforderungen der unterschiedlichen Abteilungen und Disziplinen abzudecken. Aufwändiges Schnittstellenmanagement und Erschwerte Innovationsschübe aufgrund von heterogenen Teilsystemen bestimmen heute vielerorts das Geschehen.

Ein Blick in das Umfeld von Rehakliniken zeigt beispielsweise, dass die Anforderungen von ambulanten und stationären Rehaeinrichtungen tatsächlich deutlich unterschiedliche Schwerpunkte bei den Anforderungen an IT-Systemen haben. 

Trotz vieler Gemeinsamkeiten hinsichtlich der gesetzlichen Rahmenbedingungen und Auflagen (wie Gesundheitsdokumentationsgesetz & -verordnung, Vorgaben der leistungsorientierten Finanzierung und Dokumentation, Pflegedokumentation nach Gesundheits- und Krankenpflegegesetz (Pflegeanamnese, -planung, -maßnahmen usw.) und den sich daraus ergebenden Mindestanforderungen (an elektronische Patientenakte, strukturierte Leistungs- und Diagnosendokumentation, sichere Datenübertragung & Pseudonymisierung sowie Qualitätsmanagement & Reporting) gibt es doch erhebliche Unterschiede in den Anforderungen der Beschäftigten. 

 

Diese ergeben sich insbesondere aufgrund 

  • des differenzierten Patientenflusses und der unterschiedlichen Terminlogistik,
  • der Unterschiede hinsichtlich Leistungsdokumentation und -abrechnung,
  • der verschiedenen Anforderungen im Bereich Qualitätsmanagement und Reporting,
  • der unterschiedlichen Infrastruktur & Betriebsanforderungen,
  • verschiedener Ansprüche hinsichtlich der Patientenorientierung und -kommunikation,
  • Datenschutz, Einwilligung & Pseudonymisierung,
  • Schnittstellen zu Kostenträgern & Planung.

 

Patientenfluss & Terminlogistik

Aufenthaltsform, Taktung, IT-Schwerpunkt.
Aufenthaltsform, Taktung, IT-Schwerpunkt.

Die unterschiedlichen Aufenthaltsformen und Taktungen haben unmittelbare Implikationen für die IT

  • Ambulant: 
    Hohe Anforderungen an Kalender-, Slot- und Ressourcenoptimierung (Therapeut*innen, Räume, Geräte, Gruppen).
  • Stationär: 
    IT-Systeme müssen Aufenthaltsverläufe abbilden (Aufnahme, Verlegung, Entlassung, Belegung) - dadurch werden in Rehkliniken oft ähnlich Primär-IT-Systeme wie im Krankenhäusern (KIS) benötigt.

 

Dokumentation & Abrechnung

Ambulante Reha

Es gibt eine eigene ambulante Leistungs- und Diagnosendokumentation, die mit der novellierten Gesundheitsdokumentationsverordnung und dem Vereinbarungsumsetzungsgesetz 2024 neu geregelt wurde. Ziel ist es, österreichweit vergleichbare Daten für Qualitätssicherung, Planung und Abrechnungssysteme im ambulanten Bereich zu schaffen.

Anforderungen an die IT:

  • Feingranulare Leistungsdokumentation pro Kontakt (Einzelleistungs- oder Moduldokumentation)
  • Strukturierte Erfassung von Diagnosen und Prozeduren nach vorgegebenen Katalogen
  • Pseudonymisierung / ID-Verwaltung nach gesetzlichen Vorgaben
  • Flexible Abbildungslogik für verschiedene Tarife / Kostenträgervereinbarungen im ambulanten Setting

 

Stationäre Reha

Stationäre Rehaeinrichtungen unterliegen einer umfassenden medizinischen Dokumentationspflicht (teils im Rahmen LKF-Modell, teils spezifischen Reha-Regelungen). Zusätzlich gibt es gesetzlich verpflichtende Qualitätsberichte für stationäre Reha, mit Erhebung von Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualitätsdaten.

Anforderungen an die IT:

  • Fallbasierte Dokumentation über den gesamten Reha-Aufenthalt (inkl. Aufnahmebefund, Reha-Plan, Verlaufsdokumentation, Entlassungsbericht)
  • Unterstützung von zeitabhängigen Pauschalen / Tagessätzen / Katalogen und PVA-/AUVA-spezifischen Abrechnungslogiken
  • Ausgeprägte Berichtsgenerierung (ärztliche Abschlussberichte, Reha-Zusammenfassungen für Zuweiser/Hausärzt*innen)

 

Qualitätsmanagement & Reporting

Ambulante Reha

Durch die erweiterte ambulante Dokumentation werden Qualitäts- und Planungsdaten nun deutlich systematischer erhoben.

IT-Fokus:

  • Integration der ambulanten Doku-Vorgaben in Praxis-/Reha-Software
  • automatisierte Meldungen an zentrale Stellen (Dachverband der Sozialversicherung, BMASGK etc.

 

Stationäre Reha

Stationäre Einrichtungen sind in Österreich verpflichtet, Qualitätssysteme zu etablieren und detailliert zu berichten (Bericht „Qualitätssysteme in stationären Rehaeinrichtungen“). Es werden systematisch Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität erhoben (z.B. personelle Ausstattung, Therapiedichte, Outcome-Parameter, Patientenzufriedenheit).

IT-Fokus:

  • Module zur Erfassung von Qualitätsindikatoren (inkl. Patient-Reported Outcome Measures, z.B. Fragebögen)
  • Exportformate für gesetzliche bzw. trägerspezifische Qualitätsberichte
  • Workflows für Audit- und Maßnahmennachverfolgung (QS-Managementsysteme)

 

Infrastruktur & Betrieb

Betriebszeiten, Verfügbarkeit, Medizintechnikgeräte.
Betriebszeiten, Verfügbarkeit, Medizintechnikgeräte.

IT-Implikationen

Stationäre Reha braucht eher krankenhausähnliche IT-Infrastruktur (Server-Redundanz, Netzwerksegmentierung für Medizintechnik, flächendeckendes WLAN), während ambulante Einrichtungen häufiger auf Cloudlösungen und mobile Endgeräte (Tablets im Therapieraum, Homeoffice-Zugriff) setzen.

 

Patientenorientierung & Kommunikation

Ambulante Reha

Die Patient*innen pendeln zwischen Zuhause, Arbeit und Reha. Sie haben hohen Bedarf an Patientenportalen (Terminübersicht, Befunde, Trainingspläne), Tele-Reha / Teletherapie (Videotherapie, digitale Heimübungsprogramme) und SMS/E-Mail-Remindern und Online-Anamnese.

 

Stationäre Reha

Der Fokus während des Patient*innenaufenthalts in der Rahklinik liegt auf effizienten internen Abläufen und gut funktionierender interdisziplinären Zusammenarbeit. 

IT-Schwerpunkte liegen daher auf digitalen Reha-Pläne und auf Transparenz hinsichtlich der Tagesstruktur für die Patient*innen (Stundenpläne, Terminaushänge), sowie auf optimalem Entlassungsmanagement und einer funktionierenden elektronischen Übergabe aller relevanter Informationen an niedergelassene Ärzt*innen und ambulante Reha/Physio.

 

Datenschutz, Einwilligung & Pseudonymisierung

Beide Sektoren unterliegen DSGVO & österreichischem Datenschutzrecht. Speziell für ambulante Dokumentationssysteme verlangt das Gesetz jedoch Pseudonymisierungsprozesse und die Bildung von Patienten-IDs (nach strengen Vorgaben des SV-Dachverbands/Ministeriums). Stationäre Systeme fokussieren stärker auf vollständige interne Patientenakten mit ELGA-Integration, wobei Pseudonymisierung vor allem bei Datenmeldungen nach außen relevant ist.

 

Schnittstellen zu Kostenträgern & Planung

In Österreich sind unterschiedliche Träger für medizinische Rehabilitation zuständig (vorrangig Pensions- und Unfallversicherung, ansonsten Krankenversicherung).

Ambulant Reha

Aufgrund von häufig komplexen Zuweisungs- und Bewilligungsprozessen entlang der patient Journey bzw. in Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärztinnen, Fachärzt*innen und Hausärzt*innen braucht die IT Schnittstellen zu E-Anträgen, Online-Genehmigungen, Statusabfragen, eCard, etc.

Stationäre Reha

Der Fokus auf liegt auf Fallsteuerung „Antrag–Bewilligung–Aufnahme–Entlassung“, Wartelistenmanagement und überregionaler Bettenplanung.

 

Während also ambulante Reha-IT starke Orientierung an Termin- und Ressourcenplanung, granularer Leistungsdokumentation, Pseudonymisierung und Kommunikationsfeatures (Portale, Tele-Reha) hat, sowie ausgeprägten Integrationsbedarf mit dem niedergelassenem Bereich und den Kostenträgern im ambulanten Setting ist die stationäre Reha-IT deutlich näher am Krankenhaus-Setting: Fall- und Aufenthaltssteuerung, Bettenmanagement, umfassende Verlaufs- und Ergebnisdokumentation, Qualitäts- und Berichtspflichten, hohe Anforderungen an Verfügbarkeit und Integration der medizinischer Infrastruktur stehen im Fokus..

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