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Lean Management & Prozess­opti­mierung in deutschen Kranken­häusern: Der Weg zur zukunfts­fähigen Versorgung

15. September 2025 | Jens-Peter Liedtke
Vor der Notaufnahme im Krankenhaus.
Vor der Notaufnahme im Krankenhaus.

Die deutsche Krankenhauslandschaft steht vor einem grundlegenden Umbau. Die Herausforderungen sind vielfältig: Ein wachsender Fachkräftemangel, steigender Kostendruck, neue gesetzliche Vorgaben wie das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG) und gleichzeitig hohe Erwartungen der Patient*innen an Qualität und Verfügbarkeit der Versorgung.

In diesem Spannungsfeld gewinnen Prozessoptimierung und Lean Management zentrale Bedeutung – nicht als technische Methode, sondern als strategischer Schlüssel zur Effizienzsteigerung, Qualitätsverbesserung und wirtschaftlicher Resilienz.

 

Lean Management ≠ Sparen – sondern „das Richtige richtig tun“

Lean Management stammt ursprünglich aus der industriellen Produktion, hat sich jedoch in den letzten Jahren auch im Gesundheitswesen etabliert – mit beeindruckenden Erfolgen. Ziel ist es, alle Prozesse konsequent an der Wertschöpfung für Patient*innen auszurichten, überflüssigen Aufwand zu vermeiden und Mitarbeitende in ihrer Arbeit zu entlasten. Anders als reine Prozessoptimierung, die oft auf Effizienzsteigerung einzelner Abläufe fokussiert, verfolgt Lean Management einen ganzheitlichen Ansatz: Prozesse werden end-to-end gedacht, standardisiert, kontinuierlich verbessert – und die gesamte Organisation systematisch auf die Bedürfnisse der Patienten (unter Beachtung wirtschaftlicher Effizienzfaktoren) ausgerichtet.

 

Warum Prozessoptimierung nicht ohne Lean Management funktioniert

Prozessoptimierung in Kliniken bedeutet mehr als nur das Verkürzen von Wegen oder das Beschleunigen von Abläufen. Es geht darum, Systemfehler zu erkennen, Ineffizienzen aufzudecken und sie strukturell zu beheben. Genau hier kommt Lean Management ins Spiel: Es liefert das methodische Fundament und die organisatorische Haltung, um Prozessoptimierung nachhaltig zu gestalten und im Klinikalltag neu aufzusetzen.

 

Die Kernelemente:

  1. Wertstromanalyse: Transparente Abbildung der gesamten Patientenpfade – vom Erstkontakt bis zur Entlassung.
  2. Verschwendungsarten identifizieren: Überflüssige Wege, Wartezeiten, Doppeluntersuchungen, Bürokratie.
  3. Standardisierung: Klare Abläufe für wiederkehrende Prozesse erhöhen die Qualität und verringern Risiken.
  4. Kontinuierliche Verbesserung (Kaizen): Mitarbeitende auf allen Ebenen werden aktiv in Veränderungsprozesse eingebunden.

 

Daraus ergeben sich vier strategische Handlungsfelder für Kliniken

Standardisierung medizinischer Prozesse

Durch verbindliche Behandlungsstandards lassen sich Fehlerquellen reduzieren und Outcome-Daten vergleichbar machen. Lean Management sorgt dafür, dass Standardisierung nicht als starrer Zwang erlebt wird, sondern als Grundlage für Sicherheit und Effizienz.

Optimierung der Patientensteuerung

Patientenflüsse müssen systematisch geplant und gesteuert werden – von der Aufnahme über die Diagnostik bis zur Entlassung. Mithilfe von Lean-Instrumenten wie „Gemba Walks“*, Wertstromkarten oder interdisziplinären Teams lassen sich Wartezeiten minimieren, Ressourcen besser verteilen und die Patientenzufriedenheit spürbar erhöhen.

Nutzung von Echtzeitdaten im Kapazitätsmanagement

Ein zentrales Element der Prozessoptimierung ist Transparenz. Digitale Dashboards für OP-Auslastung, Bettenbelegung oder Notaufnahmen liefern Entscheidungsgrundlagen in Echtzeit – und ermöglichen schnelle, datenbasierte Steuerung. Lean Management ergänzt dies durch klare Entscheidungsregeln und standardisierte Reaktionsmuster.

Entbürokratisierung und Fokussierung auf den Patienten

Der Verwaltungsaufwand im Gesundheitswesen ist erheblich. Lean zielt darauf ab, genau diese nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten zu reduzieren. Digitale Lösungen, automatisierte Dokumentation oder delegierbare Aufgaben ermöglichen es dem medizinischen Personal, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Versorgung der Menschen.

 

Gesetzliche Treiber und Fördermöglichkeiten

Mit dem KHVVG stellt der Gesetzgeber klar: Krankenhäuser müssen sich neu aufstellen – strukturell, organisatorisch und prozessual. Die Einführung von Leistungsgruppen, der Rückbau ineffizienter Strukturen und die Ambulantisierung vieler Leistungen setzen zwingend eine optimierte Prozesslandschaft voraus.

Gleichzeitig schafft die Krankenhaustransformationsfondsverordnung (KHTFV) bedeutende finanzielle Fördermöglichkeiten für Kliniken, genau hier anzusetzen: Prozessdigitalisierung, sektorenübergreifende Versorgungspfade und automatisierte Abläufe sind explizit förderfähig. Wer Lean Management ernsthaft umsetzt, kann diese Fördermittel gezielt nutzen, um nicht nur Technik einzukaufen, sondern tiefgreifende organisatorische Verbesserungen zu erreichen.

 

Lean Management ist kein Projekt – sondern eine Haltung

Prozessoptimierung mit Lean Management ist kein kurzfristiges Effizienzprogramm. Es ist ein kulturell-wirtschaftlicher Wandel in der Klinikorganisation, der alle Bereiche erfasst: Medizin, Pflege, Verwaltung und IT. Der Einstieg gelingt über gezielte Pilotprojekte – etwa in der OP-Planung, in der Notaufnahme oder im Entlassmanagement – und entwickelt sich schrittweise zu einer neuen Organisationslogik.

In einer Zeit, in der Wandel unausweichlich ist, bietet Lean Management eine klare Antwort: Nicht mehr arbeiten, sondern „klüger“ arbeiten. Nicht schneller, sondern sinnvoller. Nicht aufwändiger, sondern patientenorientierter. Wer jetzt beginnt, sich in diese Richtung zu bewegen, wird 2030 nicht nur effizient, sondern auch resilient und erfolgreich sein.

*„Gemba Walks“ 

Im Gesundheitswesen bezieht sich der Begriff „Gemba Walks“ auf eine Management- oder Führungspraxis, bei der Führungskräfte oder Teamleiter regelmäßig die tatsächlichen Arbeitsorte – also die „Gemba“ (japanisch für „der wahre Ort“ oder „Ort des Geschehens“) – besuchen. Dabei gehen sie direkt zu den Orten, an denen die Pflege, Behandlung oder andere medizinische Prozesse stattfinden, um sich ein direktes Bild von den Abläufen, Herausforderungen und Verbesserungsmöglichkeiten zu machen.

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