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Seit Jahren werden digitale Technologien und Roboter als potenzielle Entlastung für das zunehmend überforderte Pflegesystem gehandelt. Es entstanden unzählige Prototypen und Pilotprojekte: Roboter, die pflegen, heben, betreuen und unterhalten, elektronische Dokumentationssysteme, Ambient-Assisted-Living-Systeme, Caring Calls mit KI-Unterstützung und Telemedizin. In der Praxis zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Viele Projekte verharren im Prototypenstadium. Eine flächendeckende Implementierung oder Kommerzialisierung bleiben die Ausnahme, wie dies etwa bei der Roboter-Robbe Paro gelungen ist.
Auffällig ist, dass in vielen Projekten primär die potenzielle Arbeitszeitersparnis im Fokus steht. Dabei bleiben andere relevante Nutzenkategorien oft unberücksichtigt. Solche Effekte werden bislang jedoch selten systematisch erfasst oder in die Bewertung integriert. Dazu Irmtraud Ehrenmüller, Fachhochschule Oberösterreich: „Die Erfahrungen aus den unterschiedlichsten Projekten verdeutlichen, wie wichtig es ist, den Nutzen neuer Technologien kontextabhängig und mehrdimensional zu evaluieren und nicht auf eine einzelne Wirkungserwartung wie etwa Arbeitszeitersparnis zu reduzieren. Was fehlt, ist eine konsequente Wirkungsevaluierung: Welche Technologien entlasten Pflegekräfte wirklich? Und welchen Beitrag leisten sie zur Lebensqualität von Pflegebedürftigen oder zur Verbesserung von Versorgungsprozessen, wenn man es denn systematisch überprüft? Nur so lassen sich fundierte Entscheidungen darüber treffen, wo und wie digitale Assistenzsysteme tatsächlich sinnvoll eingesetzt werden können.“
Der soziale Roboter „Navel“ war beispielsweise über ein Jahr hinweg in zwei deutschen Pflegeeinrichtungen im Einsatz. Eine Entlastung des Pflegepersonals konnte durch die fehlende Autonomie und den hohen Begleitaufwand nicht festgestellt werden. Dennoch: Gegen Ende des Projekts wurde „Navel“ von den Bewohnern als Teil des sozialen Umfelds akzeptiert.
Im Wiener Herz-Jesu-Krankenhaus wurde das System „cogvisAI“ über ein Jahr in der Akutgeriatrie eingesetzt. Die Technik kombiniert 3D-Sensorik mit Künstlicher Intelligenz, um Mobilisierungsstadien (Aufrichten, Aufsetzen, Aufstehen) zu überwachen und potenzielle Sturzereignisse frühzeitig zu erkennen. Das System spart keine Zeit bei Routinetätigkeiten, verbessert aber nachweislich die Sicherheit und reduziert den Folgeaufwand, z. B. nach Stürzen.
Während die sozialen Roboter Hobbit und Henry aus Finanzierungsgründen derzeit eingeschlafen sind, versucht eine an der TU Wien beheimatete Forschungskooperation „Caring Robots“ neue Ansätze. Robotik-Technologien in der Pflege soll in zukünftigen Projekten durch einen Designprozess, Menschen in der Pflege, Pflegeorganisationen und andere Interessengruppen neu gedacht werden.
Im EU-finanzierten Interreg-Projekt „Smart Care Assist“ steht die KI-gestützte Informationsgenerierung auf Basis sensorischer, biometrischer und pflegerelevanter Daten im Mittelpunkt. Durch intelligente Datenverknüpfung sollen gezielt die Prozesse in der Pflege verbessert werden. Die geplante Erprobung in einem Living Care Lab musste aufgrund externer Verzögerungen jedoch neu positioniert werden. Ehrenmüller zeigt sich zuversichtlich: „Digitale Technologien werden erst dann wirksam, wenn ihr Nutzen über alle Sektoren hinweg gedacht, geprüft – und tatsächlich auch umgesetzt wird. Dazu muss auch in deren Evaluation investiert werden – alles andere kostet am Ende mehr.“
Quelle: ÖKZ 4/2025, 66. Jahrgang, Springer Verlag.
Links:
www.ordensklinikum.at/de/aktuelles/interreg-projekt-smart-care-assist-1906