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Hygienikerin Astrid Mayr im Inter­view: Mit Zeige­finger und Lob

8. Oktober 2025 | Martin Hehemann
Mikroorganismen und Medikamentenkapseln.
Mikroorganismen und Medikamentenkapseln.

Die Innsbrucker Hygienikerin Astrid Mayr erzählt, wie man die Kolleginnen und Kollegen ebenso wie die Besucher dazu bringt, den Hygienevorschriften zu folgen.

 

Frau Mayr, Hygiene ist in Krankenhäusern wichtig. Das leuchtet jedem ein. Aber wird sie auch wichtig genommen?

Astrid Mayr: "Hygiene ist wichtig – und sie wird auch wichtig genommen. Daran ändern auch moderne Entwicklungen nichts. Hygiene bleibt eine tragende Säule der Krankenversorgung."

Erlauben Sie mir eine dumme Frage: Was macht mangelnde Hygiene in einem grundsätzlich sauberen Umfeld einer Klinik so gefährlich?

"Es geht vor allem darum, nosokomiale Infektionen zu verhindern. Also Infektionen, die man im Krankenhaus erwerben kann. Das ist weltweit ein Riesenthema. Diese Infektionen können durch Behandlung, medizinische Eingriffe oder Betreuung, durch Risikofaktoren, welche Patienten durch Grunderkrankungen mitbringen, entstehen oder durch Hygienemängel."

Können Sie mir dazu Zahlen nennen?

"In Europa geht man von drei bis vier Millionen Infektionen pro Jahr aus. Und viele davon enden tödlich. In Österreich sind es zwischen 2.000 und 3.000 Todesfälle pro Jahr. Und die Tendenz ist eher steigend."

Woran liegt das?

"Ein gewaltiges Problem ist die wachsende Antibiotika-Resistenz der Erreger. Antibiotika werden zu leichtfertig verschrieben. Dazu kommt die Entwicklung der modernen Medizin und der Gesellschaft. Es gibt heute invasive Eingriffe, an die man früher nicht gedacht hätte. Bei ihnen besteht die erhöhte Gefahr von Infektionen. Die Menschen werden älter und damit anfälliger für Infektionen. Aus all diesen Gründen nimmt die Gefahr von nosokomialen Infektionen in den Industriestaaten weiter zu. Das bestätigt jede relevante Institution."

PD Mag.Dr.rer.nat Astrid Mayr, <br>Stellvertretende Leiterin der Krankenhaushygiene, Technischen- und Umwelthygiene <br>an der Abteilung für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie <br>der MedUni Innsbruck.
PD Mag.Dr.rer.nat Astrid Mayr, Stellvertretende Leiterin der Krankenhaushygiene, Technischen- und Umwelthygiene an der Abteilung für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie der MedUni Innsbruck.

PD Mag.Dr.rer.nat Astrid Mayr, 
Stellvertretende Leiterin der Krankenhaushygiene, Technischen- und Umwelthygiene 
an der Abteilung für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie 
der MedUni Innsbruck.

Und wie beurteilen Sie den Stand der Hygiene-Compliance in den heimischen Gesundheitseinrichtungen?

"Es gibt noch Luft nach oben. Wir befinden uns aber bereits in einer Verbesserungsphase: Das Bewusstsein für die Bedeutung der Hygiene ist durch die Corona-Pandemie spürbar gestiegen. Während der Pandemie gab es eine deutliche Steigerung der Hygienemaßnahmen. Mittlerweile wird es in manchen Bereichen zwar wieder etwas lockerer gehandhabt, das ist aber teilweise durchaus nachvollziehbar. In Risikobereichen mit Patientinnen und Patienten hat man das Niveau hochgehalten. Typische Beispiele sind die Onkologie, Frühgeborenenstationen oder Bereiche mit Transplantationen. Dort ist das Immunsystem besonders geschwächt, was erhöhte hygienische Anforderungen bedingt."

Was sind die wichtigsten Hygiene­maßnahmen?

"Hier gibt es ein breites Spektrum – von Händehygiene über die Überwachung des Wassers bis zur Sterilisation der medizinischen Geräte. Aber der Grundpfeiler der Infektionsprävention ist sicher die Händehygiene. Und hier gibt es sicher noch Verbesserungsbedarf bei der Compliance des Personals in den Spitälern. Die meisten Ärztinnen und Ärzte und Pflegerinnen und Pfleger nehmen das Thema ernst. Aber es gibt auch jene, die das nicht so wichtig nehmen. Das liegt oftmals am Stress, die Leute sind vielfach überfordert. Aber manchmal ist es auch nur Unwissenheit und Ignoranz. Nach dem Motto: `Das interessiert mich nicht. Was soll schon passieren?`“

Bevor ich Sie frage, was Sie als Hygiene-Experten dagegen unternehmen, möchte ich noch etwas anderes wissen: Worauf kommt es denn bei der Händehygiene an?

"Zunächst muss man zwischen Händewaschen und Desinfizieren unterscheiden. Tatsächlich sollte man die Hände eher desinfizieren als waschen. Denn Händewaschen reduziert zwar Keime, tötet sie aber nicht ab. Die alkoholische Desinfektion hingegen wirkt effektiver und ist in bestimmten Situationen zwingend erforderlich. Routinekontrollen mit Abklatschproben zeigen sehr deutlich, wie groß der Unterschied ist. Ein weiterer Aspekt ist die Hautverträglichkeit. Häufiges Waschen kann die Haut stark belasten, während moderne Desinfektionsmittel rückfettend wirken und hautschonender sind. Deshalb raten wir dazu, nicht zu oft die Hände zu waschen, sondern vor allem zu desinfizieren."

Quelle: ÖKZ 4/2025, 66. Jahrgang, Springer Verlag.

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