INTEGRI 24: Ausgezeichnete Initiative
"Demenz-Service Niederösterreich"
Einreicher:
NÖ Gesundheits- und Sozialfonds
Projektpartner:
- Österreichische Gesundheitskasse
- Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau
- Sozialversicherungsanstalt der Selbständigen
Projektkategorie:
Ausgangssituation - wie lautet die Problemstellung?
"Die Diagnose Demenz stellt sowohl jeden einzelnen betroffenen Menschen, sein direktes Umfeld, als auch Organisationen vor große Herausforderungen. Es entsteht ein enormer Leidensdruck, welcher sich unkontrolliert multipliziert und ohne Hilfestellung von außen häufig kaum bewältigt werden kann. Die Konsequenzen daraus wären erhebliche Kosten für die Behandlung und Betreuung der unmittelbar Betroffenen, als auch ein Mehraufwand für die Versorgung der vermeidbaren Folgenproblematiken."
Kurzbeschreibung der Initiative
"Sowohl von Demenzkrankheiten Betroffene, als auch deren Bezugspersonen sollen rasch entlastet werden. In Österreich leben derzeit ca. 130.000 Menschen mit einer dementiellen Beeinträchtigung. Das Demenz-Service NÖ arbeitet interdisziplinär hinsichtlich der beteiligten Berufsgruppen und multidimensional in Bezug auf die Zielgruppen, demnach sowohl in der Beratung von akut Betroffenen und deren Umfeld, als auch in der Sensibilisierung der Bevölkerung.
Wir bieten einen kostenlosen Service für alle Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher. Die Demenz-Koordination des Demenz-Service NÖ hat primär Management-Funktion. Sie verantwortet hierbei die Steuerung des Leistungsangebotes ebenso wie ein Beschwerde-Management.
Gleichzeitig agiert die Demenz-Koordination auf operativer Ebene im Rahmen der Bearbeitung konkreter Anfragen von Betroffenen bzw. von An- und Zugehörigen.
Betroffene und interessierte Personen werden über mehrere Wege auf das Demenz-Service NÖ aufmerksam, nehmen Kontakt auf und erhalten Beratung durch unser Expert*innen-Team. Unsere Expert*innen erfüllen demenzspezifische Ausbildungskriterien. Sie handeln entsprechend ihrer Qualifikation und Kompetenzen, führen Beratungsgespräche durch und nehmen an halbjährlich angebotenen Fortbildungen teil.
Unser Angebot:
- Kostenlose Demenz-Hotline: Tel. 0800 700 300 (Mo-Fr, 8:00-16:00 Uhr), informiert niederösterreichweit über Anlaufstellen zu Diagnose, Behandlung, Unterstützungs- sowie Entlastungsangeboten und initiiert auf Wunsch direkten Kontakt zu unseren Expert*innen.
- Persönliche Beratung - aufsuchender Dienst: Innerhalb von 2 Werktagen nach Anfrage (telefonisch über die Demenz-Hotline, oder direkt an das Demenz-Service NÖ - ebenfalls telefonisch oder auch per Mail) erhalten Hilfesuchende einen Rückruf zur Terminvereinbarung. Das daraus folgende Beratungsgespräch mit unseren regionalen Expert*innen kann telefonisch oder an einem individuell gewählten Ort stattfinden und ist im Ausmaß von 3 Stunden kostenlos. Es erfolgt im oder auch ohne dem Beisein des Demenzbetroffenen.
- Sprechstunden - sogenannte "Info-Points" - in den Kundenservicestellen der ÖGK in Niederösterreich: In jedem Bezirk in NÖ bieten wir 1x pro Monat kostenlose, anonyme Beratungsgespräche in den Kundenservicestellen der ÖGK an. Hierfür ist keine vorherige Terminvereinbarung nötig. Unsere Expert*innen sind zu fixen Uhrzeiten vor Ort, welche über Aushang und unsere Homepage öffentlich gemacht sind.
- Informationsveranstaltungen jährlicher Gemeindebrief: Um die Bewusstseinsbildung der Bevölkerung zu fördern, bieten wir für Gemeinden kostenlose Informationsveranstaltungen im Rahmen von ca. 2 Stunden an. Gemeinden können drei Vorträge buchen (Teil 1 „Demenz: Erkennen - Verstehen - Handeln“ / Teil 2 „Demenz: Herausforderungen – Gemeinsam - meistern“ / Teil 3 „Demenz: Alltag – Gemeinsam - Gestalten“).
- Sensibilisierungsveranstaltungen: Wir entsenden unsere Expertinnen und Experten auch zu Gesundheitstagen oder betreiben Infostände an Orten des öffentlichen Interesses, z.B. in Einkaufszentren oder Apotheken. Broschüren, Flyer und Giveaways, aber auch aufklärende Gespräche sollen unseren Service publik und für die gesamte Bevölkerung zugänglich machen. Projekte für die Zusammenarbeit mit Schulen oder Kunstschaffenden sind im Laufen. Alle Informationen sind standardisiert und qualitätsgesichert.
- Website (www.demenzservicenoe.at): Unsere Internetseite steht 24h öffentlich zur Verfügung. Sämtliche Veranstaltungen können nach Datum und Bezirk gefiltert werden. Zusätzlich finden Hilfesuchende wertvolle Informationen rund um die Erkrankung oder können im Downloadbereich z.B. Beschäftigungsmaterial für zu Hause besorgen.
- Vernetzung: Wir beteiligen uns an diversen Netzwerktreffen und arbeiten eng mit wichtigen Playern (z.B. Landesgesundheitsagentur, Hospizverein, Primärversorgungszentren, Selbsthilfegruppen, Vernetzung mit GÖG / Demenzstrategie, aber auch mit anderen Bundesländern, etc.) im Gesundheitssystem zusammen.
- Demenztag: 2023 fand bereits zum 3. Mal der von uns organisierte NÖ-Demenztag statt. Die Planung für 2024 ist bereits im Laufen. Besucherinnen und Besucher können sich an diesem besonderen Tag bei Infoständen, Vorträgen und Workshops rund um das Thema Demenz informieren.
- Evaluierung: Das Projekt wurde 2019/2020 evaluiert und publiziert.
Das Demenz-Service NÖ wird einerseits über den Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds im Rahmen der NÖ Landesbudgetierung, andererseits aus gemeinsamen Strukturmittel der ÖGK und Sonderversicherungsträger finanziert."
Zielsetzung
Wurden zwischen den Beteiligten gemeinsame Ziele vereinbart?
"Ja. Ein zielgruppenspezifischer und niederschwelliger Zugang für Menschen mit Demenz und deren Angehörige für bis zu 1000 Neuerkrankungen in NÖ wurde vereinbart."
Details: Anhang 2_1 "Projekthandbuch". Ziele S 37 ff, Beteiligte S. 7
Welche gemeinsamen Ziele werden (darüber hinaus) zukünftig vereinbart?
"Z.B.: Flächendeckende Weiterentwicklung von Sensibilisierungsveranstaltungen für die Bevölkerung zum Thema Demenz."
Welche zu erwartenden / konkreten Verbesserungen für PatientInnen (bzw. Klienten, Bewohner, Angehörige, etc.) ergeben sich?
"Eine verbesserte Versorgung von Menschen und deren Angehörigen durch Beratung zur Thematik Demenz und frühzeitige Diagnosestellung."
Siehe auch Anhang 3_2 "Mayer", S. 41 ff
Welche zu erwartenden / konkreten Vorteile für Leistungserbringer ergeben sich?
"Erreichen der Wirkungsziele der Demenz-Strategie Österreich."
Siehe Anhang 2_2 "Demenzstrategie"
Welche zu erwartenden / konkreten Vorteile für Kostenträger ergeben sich?
"Kostenreduktion im Längsverlauf der Erkrankung. Frühzeitige Diagnose und medikamentöse Therapie soll den Kostenaufwand für Pflege und Betreuung reduzieren."
Siehe Anhang 3_2 "Mayer" S. 79
Welche zu erwartenden / konkreten volkswirtschaftlichen Auswirkungen hat dies?
"Neben der zu erwartenden Kostenreduktion für das Gesundheits- und Sozialwesen wird als Nutzen eine Erhöhung der Anzahl der qualitätsvollen Lebensjahre angestrebt."
Methode
Was ist geplant bzw. wurde unternommen, um die definierten Ziele zu erreichen?
- "Aktivitäten: s.o. "Kurzbeschreibung des Projekts".
- Alle Prozesse (siehe Anhang 5 "Prozessübersicht") sind implementiert.
- Zusammenarbeit mit der NÖ Landesgesundheitsagentur, Trägerorganisationen, Primärversorgungseinheiten, (Fach-) Ärzte (Aussendung von Informationsschreiben "Arztbrief"), Gemeinden und Schulen, ÖGK und Sonderversicherungsträger.
- Regelmäßiger Austausch und Führen einer Leistungsstatistik und Evaluierungen."
Integration
Welche Versorgungsbereiche / Sektoren sind beteiligt?
- "Stationäre Versorgung
- Ambulante Versorgung
- Alten- und Langzeitversorgung (Pflege)
- Prävention
- Sozialwesen"
Welche Gesundheitsdiensteanbieter (GDA) bzw. Leistungserbringer aus anderen Bereichen sind beteiligt?
- "Kostenträger / Krankenkasse(n)
- Krankenhaus / Sanatorium
- Primärversorgungseinheit (PVE)
- Pflege (-einrichtungen)
- Mobile Dienste
- Soziale Einrichtungen
- Tageszentren"
Beschreiben Sie die konkreten Aktivitäten zur Vernetzung der Gesundheitsdiensteanbieter bzw. Leistungserbringer aus anderen Bereichen.
"Strukturiert organisierte Netzwerktreffen veranstaltet durch das Demenz-Service des Landes NÖ und Beteiligung an Netzwerkstrukturen regionaler und überregionaler Organisationen zur Thematik Demenz, u.v.a. (siehe Kurzbeschreibung des Projekts)."
Welche Aufgaben übernimmt der Kostenträger?
"Beschlussfassung in der Landeszielsteuerung, Finanzierung und regelmäßige Teilnahme an Vernetzungstreffen (ÖGK und NÖGUS), Koordination (NÖGUS)."
Welche Prozesse der beteiligten Leistungserbringer werden / wurden aufeinander abgestimmt?
"Siehe Anhang 5 ´Prozessübersicht´.
Welche erfolgskritischen Schnittstellen wurden identifiziert?
"Siehe Anhang 2_1 ´Projekthandbuch´, Seite 39 - von 2017, 2024: Nahtstellen sind mittlerweile definiert."
Patientenzentriertheit
Durch welche Maßnahmen wird gewährleistet, dass sich die Leistungen und die Leistungserbringung an den Bedürfnissen der Patienten (bzw. Klienten, Bewohner, Angehörige, etc.) orientieren?
"Setting der persönlichen Beratungsgespräche: Es werden persönliche Beratungsgespräche geführt, welche an individuellen Orten, zu frei wählbaren Zeitpunkten, mit oder ohne dem Beisein von Betroffenen oder sonstigen Angehörigen, auf Wunsch auch anonym, stattfinden. Das Gespräch orientiert sich primär an der persönlichen Wahrnehmung und Problemstellung des Hilfesuchenden. Das Umfeld und sonstige Einflussfaktoren können nur in dem Maße mit einbezogen werden, das die Klienten selbst preisgeben."
Übertragbarkeit
Ist das Vorhaben in Bezug auf Indikation bzw. Population auf andere Regionen übertragbar?
"Ja."
Beschreiben Sie die Voraussetzungen dafür.
"Grundvoraussetzungen sind die Finanzierung, Koordination und Vernetzung. Die Akquisition eines Expert*innenteams mit definierten Qualifikationen nach gesetzlichen Standards. Indikation, Zielgruppe und Region sind Variable."
Kosten-Nutzen-Relation
Setzen Sie die Kosten Ihres Projektes mit dem (zu erwartenden) Nutzen in Bezug.
- "Kosten resultieren überwiegend aus dem Personalaufwand inkl. Fahrtkosten, der Projektkoordination, Fortbildungen, Evaluierung und Öffentlichkeitsarbeit - Anhang 1 ´Projektkostenplan´.
- Im Jahr 2018 wurden gesamt 338 Erstkontaktformulare verzeichnet, bis 03/2024 wurden bereits über 3500 Beratungen durchgeführt und das Angebot deutlich erweitert - siehe Projektbeschreibung oben.
- Siehe Anhang 3_2: Seite 41 "Effekte durch die Beratung", Abb. 41 u. 42;
S.46 "Gesamtzufriedenheit mit Demenz-Service NÖ."
Qualitätsmanagement
Falls zutreffend: Beschreiben Sie den in Ihrem Projekt vorgesehenen PDCA-Zyklus (Minimalanforderung: Prozess- und Ergebnisindikatoren inklusive Intervalle).
- "Regelmäßige und ausführliche Evaluierungen alle 5 Jahre. Die nächste Evaluierung ist für 2025 vorgesehen. Zwischenzeitlich wurden interne Jahresberichte erstellt um die Prozess- und Strukturqualität zu evaluieren.
- Siehe Anhang 3_2: Mayer H. (2020) Evaluation des Pilotprojekts "Demenz-Service Niederösterreich"…), z.B.: Seite 81 ff "Empfehlungen"
- Viele Punkte der Empfehlungen wurden bereits umgesetzt: z.B. Erweiterung der Berufsgruppenmatrix, Telefonberatung, Werbemaßnahmen erweitert, etc."
Kommunikations- und Marketingkonzept
Beschreiben Sie das Kommunikations- und Marketingkonzept für die Umsetzung des beschriebenen Projekts.
"Eine entsprechende PR Strategie wurde entwickelt und wird laufend evaluiert und adaptiert. Siehe auch oben ´Kurzbeschreibung des Projekts´, Anhang 2_1 ´Projekthandbuch´ Seite 39 vii) Öffentlichkeitsarbeit, Anhänge 4_1,2 u. 3 ´Logo´."
Digitalisierung
Wird das Projekt oder einzelne Prozesse durch Informationstechnologie (IT) unterstützt bzw. ist eine solche angedacht?
"Ja".
Welche digitalen Systeme kommen zum Einsatz?
- "Website
- Share Point - digitale Plattform
- e-Mail"
Beschreiben Sie die Funktionalitäten dieser digitalen Systeme.
- "Website: www.demenzservicenoe.at - laufende Wartung, 24/7 Informationsweitergabe für Interessierte.
- Share Point Datenverarbeitung bzw. Weitergabe: Anfragen werden in Form von Kontaktformularen von der Demenz-Hotline an das Demenz-Service NÖ weitergeleitet.
- Kontaktformulare werden von MA des Demenz-Service NÖ bearbeitet und den Expert*innen am Share Point zur Verfügung gestellt. Die Expert*innen dokumentieren Beratungsgespräche in Assessmentformularen, welche wiederum über Share Point hochgeladen werden.
- e-Mail: Hilfesuchende können über die Website Kontaktformulare senden.
- Sämtliche beschriebenen Vorgänge passieren unter Berücksichtigung der Datenschutzgrundverordnung."
Beschreiben Sie das technische Konzept.
"Digitale Plattform zum Austausch von Daten. Alle teilnehmenden Dienstleister, Träger und MA des Demenz-Service selbst, dzt. ca. 21 User für die zentrale Plattform."
Evaluierungsergebnisse
"Siehe Publikationen im Anhang 3_2 ´Mayer´: Mayer H. (2020) Evaluation des Pilotprojekts ´Demenz-Service Niederösterreich´ Endbericht an den Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds (2019/2020). Institut für Pflegewisschenschaft, Universität Wien, Wien (Wissenschaftliche Mitarbeit: Melanie Mattes, B.A., MSc, Andreas Stöger, BSc (Studienassistent), Statistik: MMag. Martina Koller)."
Verbesserungspotenziale
Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit das beschriebene Projekt zukünftig noch erfolgreicher sein kann?
"Siehe Publikationen - Anhang 3_2 ´Mayer´ Seite 81 ff. und Anhang 3_1 "Schneider" Seite 4 Diskussion, Ausblick und ´needs-to-go´ - die geplante Berufsgruppenerweiterung ist bereits in Umsetzung, siehe Anhang 6 "Berufsgruppenerweiterung."
Anhang
- Anhang 1: Projektkosten und Finanzierung
- Anhang 2: Evidenzbasierung
- Anhang 3: 2 Publikationen
- Anhang 4: Projektlogo
Ansprechperson zur Einreichung
Renate Gabler-Mostler
Demenz-Koordination
Landhausplatz 1, Haus 13
3109 St. Pölten
demenzservicenoe@noegus.at
Literaturangabe:
- Anhang 3_1: Schneider, A. Demenz-Service Niederösterreich. Psychopraxis.neuropraxis 26, 150-154 (2023)
- Anhang 3_2: Mayer H. (2020) Evaluation des Pilotprojekts "Demenz-Service Niederösterreich"
- Endbericht an den Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds (2019/2020). Institut für Pflegewisschenschaft, Universität Wien, Wien (Wissenschaftliche Mitarbeit: Melanie Mattes, B.A.,MSc, Andreas Stöger, BSc (Studienassistent), Statistik: MMag. Martina Koller