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Faktencheck: Die Mär der versprochenen sterilen Immunität

14. Mai 2024 | APAMED (APA-OTS)
Impfung einer jungen Frau.
Impfung einer jungen Frau.

Während die Corona-Pandemie mitsamt ihren Problemen und Themen für die breite Bevölkerung vorbei zu sein scheint, bleibt das Thema unter Gegnern der COVID-Impfung und der Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus hochaktuell. Nahezu unwidersprochen können diese nun ihre Version der Erinnerung unter das Volk bringen. Einige Versuche der Uminterpretation von Abläufen in der Pandemie grenzen dabei an Geschichtsklitterung, also das Verzerren historischer Ereignisse.

Beliebt ist derzeit der Hinweis, dass die COVID-Impfung damals unter dem Versprechen des Schutzes vor einer Ansteckung bzw. der sogenannten sterilen Immunität angepriesen worden sei. Da dies auch als Maßnahme für Einschränkungen des öffentlichen Lebens genutzt worden sei, sehen sich viele Kritiker als betrogene Opfer. Sie formulieren Vorwürfe und verweisen auf Dokumente, die eine fehlende Effektivität der Impfung zu belegen versuchen oder darauf aufmerksam machen, dass die Impfstoffe nicht dafür zugelassen seien, eine Übertragung des Virus zu verhindern. (1,2,3,4).

 

Einschätzung

Die Erwartung an die Impfung gegen das Coronavirus war der Schutz vor Todesfällen, schweren Verläufen und Erkrankungen. Da sie diese Ziele erreichte und darüber hinaus auch noch anfangs Ansteckungen reduzieren konnte, wurden damit politischer Druck und Maßnahmen gerechtfertigt. Mit stetiger Abnahme der Impfeffektivität versuchen Kritiker, die Geschehnisse in ein schlechtes Licht zu rücken. Eine Art Versprechen für die Reduktion von Infektionen hat es bei der Einführung der Impfung allerdings nicht gegeben.

 

Überprüfung

Grundsätzlich können Impfungen verschiedene Erfolge beim individuellen Schutz vor Krankheiten haben. Sie können die Gefahr von Todesfällen oder schweren Verläufen durch Infektionen reduzieren. Es ist auch möglich, dass sie eine symptomatische Erkrankung des Geimpften oder sogar eine Übertragung der Krankheit durch den Geimpften verhindern.

 

Impfung sollte Erkrankungsrisiko reduzieren

Was auch in diesem Jahr noch in Postings von Impf- und Maßnahmengegnern oft thematisiert wird, ist eine sogenannte "sterile Immunität" durch die Impfung. Damit ist gemeint, dass eine geimpfte Person niemanden mehr anstecken kann [5]. Dies bedeutet also einen noch besseren Schutz als die sogenannte "klinische Immunität", bei der eine geimpfte Person zwar bei Infektion vor dem Ausbruch von Krankheitssymptomen bewahrt wird, andere allerdings weiterhin anstecken kann [6].

Vorweg ist zu sagen, dass die Impfung nie mit der Erwartung entwickelt worden, um die Krankheitsübertragung durch Geimpfte zu stoppen, wie in diesem Text noch anhand von Beispielen gezeigt wird. In erster Linie wollte man dadurch Todesfälle durch das Coronavirus reduzieren und man erhoffte sich, auch schweren Verläufen besser entgegentreten zu können.

Das Konzept der Herdenimmunität [7] war damals die große Hoffnung für den Kampf gegen SARS-CoV-2. Dabei geht es darum, in einer Bevölkerung einen so hohen Impfschutz aufzubauen, damit die Menschen nicht in Massen erkranken und Infektionsketten durchbrochen werden. Durch eine hohe Impfquote könnten so auch Menschen geschützt werden, die sich aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht impfen lassen können. Die WHO machte schon im Sommer 2020 klar, dass die Weltbevölkerung in der Pandemie dabei nur durch umfangreiche Impfungen nachhaltig geschützt werden könne [8]. Für die Herdenimmunität wäre eine sterile Immunität der Impfung bedeutend gewesen.

 

Sterile Immunität nicht erwartet

Mit dieser sterilen Immunität wurde jedoch von Beginn an nicht gerechnet. Das Ärzteblatt zitierte noch am 5. Dezember 2020 Klaus Cichutek, den Präsidenten des Paul-Ehrlich-Instituts, in einem Artikel folgendermaßen: "Cichutek stellte zudem klar, dass es sich bei den Impfungen nicht um 'sterile Impfungen' handeln werde. Die Impfungen hätten das Ziel, schwerwiegende Erkrankungen und Folgen von SARS-CoV-2 zu vermeiden. Er gehe davon aus, dass die Impfung die Ansteckungsgefahr für andere verringern könne. Eine Ausscheidung des Virus werde es aber weiterhin geben." Auch Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), hätte demnach bei derselben Veranstaltung gesagt, dass es sterile Impfungen quasi nicht gebe [9].

"Die Zeit" schrieb im Dezember 2020, dass es unklar sei, ob die Biontech-Impfung eine sterile Immunität erzeugen könne, da diese Daten nicht erhoben worden seien [10]. Bei AstraZeneca habe es hingegen erste Anzeichen gegeben. In einem Artikel des MDRs stand noch Anfang 2021 geschrieben, dass es unklar sei, ob eine vollständig geimpfte Person das Virus weitergeben könne [1].

Das Epidemiologische Bulletin des Robert-Koch-Instituts vom 14. Jänner 2021 definierte als primäres Impfziel "schwere Verläufe und Tod durch COVID-19 größtmöglich zu reduzieren". Darüber hinaus sollten Personen mit großem Expositionsrisiko geschützt sowie die Transmission unter vulnerablen Personen verhindert werden, auch um staatliche Funktionen und das öffentliche Leben aufrechtzuerhalten  [12, Seite 33]. Als Maßnahmen für die reduzierte Transmission sind dabei durchwegs produzierte Antikörper durch die Impfung genannt. Eine Reduktion der Virenlast in den Atemwegen und somit eine geringere aktive Übertragungschance durch die Impfung war zu diesem Zeitpunkt nur von Tierexperimenten bekannt [13, Seite 20].

 

Überraschung nach Impf-Zulassung

Das Ziel der Reduktion der Erkrankungen sowie schweren Verläufe konnten einige Impfwirkstoffe wie von Biontech/Pfizer [14] oder AstraZeneca [15] erfüllen oder zumindest in Aussicht stellen. Sie wurden daraufhin freigegeben.

Ein paar Monate nachdem die Impfung dann Ende 2020 zugelassen und eingesetzt worden ist, stellte sich in zusätzlichen Studien heraus, dass die Impfung auch Schutz vor der Weitergabe der Infektion bieten könne - eine zu diesem Zeitpunkt eher unerwartete Nachricht. Laut den Untersuchungen lag diese Effektivität sogar bei 92%[16], was umso erstaunlicher war und einige sogar zu Jubelstürmen trieb.

Die BILD-Zeitung ließ sich damals etwa zu der Überschrift "Geimpfte sind NICHT mehr ansteckend" hinreißen [17]. Diese Überschrift wird heute noch unter Impfgegnern herumgereicht, die gerne behaupten, dass es von Beginn an das Versprechen der Impfung gewesen wäre, vor der Weitergabe des Virus zu schützen. Dies war ursprünglich nicht der Fall.

Auch die Politik hat öfter das Argument der verminderten Virenübertragung durch Impfungen geäußert, was anfangs auch stimmte und bei diesen 92% Wirksamkeit durchaus nachvollziehbar ist. Über die Monate und Jahre ließ die Effektivität der Impfung gegen Ansteckungen allerdings immer mehr nach - eine natürliche Entwicklung, da sich das Virus immer wieder verändert, um möglichst viele Menschen zu infizieren und sich auszubreiten.

 

Fazit

Es gab nie die Erwartung einer sterilen Immunität an die Impfung. Das Ziel war es, klinische Immunitäten hervorzurufen und dadurch die Ausbreitung in der Bevölkerung zu verringern. In diesem Vorhaben hatte die Impfung anfangs eine sehr hohe Effektivität. Zu Beginn stand jedoch auch eine sterile Immunität im Raum.

Die Politik hat die Bevölkerung wegen dieser erfolgsversprechenden Indikatoren zur Impfung aufgerufen. Diese Effektivität beim Schutz vor Ansteckungen hat mit der Zeit jedoch nachgelassen, wie ein Faktencheck von "Medizin transparent" [18] zeigt. Impfgegner basteln sich jetzt eine eigene Version der jüngsten Vergangenheit, indem sie so tun, als wäre es seit jeher Ziel gewesen, dass die Impfung Infektionen verhindert und sie belogen worden seien.

 

Links:

[1] Behauptung auf Facebook: https://go.apa.at/WZTZ5enG (archiviert: https://archive.ph/3QAnr )

[2] Behauptung auf Instagram: https://go.apa.at/IM0Z3MNa (archiviert: https://perma.cc/E9CB-KZPV, Videodownload archiviert: https://go.apa.at/tDcdSZ1W)

[3] Behauptung auf Twitter: https://go.apa.at/WPHwHpdf (archiviert: https://perma.cc/D3SU-R2DS)

[4] Behauptung auf Facebook: https://go.apa.at/Fdo6ZCVW (archiviert: https://perma.cc/8ENH-DUGP)

[5] Flexikon mit Definition: https://go.apa.at/4XmHEel3 (archiviert: https://go.apa.at/RuNjpKHL)

[6] Flexikon mit Definition: https://go.apa.at/xhOgypsM (archiviert: https://go.apa.at/hafR76r8)

[7] vfa-Artikel zu Herdenimmunität: https://go.apa.at/UmgUOyQk (archiviert: https://perma.cc/PTH7-XY9Y)

[8] Ärzteblatt: https://go.apa.at/8XlpLMuw (archiviert: https://perma.cc/JZK4-78F8)

[9] Ärzteblatt mit Zitaten: https://go.apa.at/KDUK9x6R (archiviert: https://perma.cc/TWP7-DZV6)

[10] Zeit-Artikel: https://go.apa.at/WyB5V8Ji (archiviert: https://go.apa.at/0GyY2fFU)

[11] MDR-Artikel: https://go.apa.at/tI9Ws1Qz (archiviert: https://go.apa.at/fHQ3bYjL)

[12] Epidemiologisches Bulletin des RKI: https://go.apa.at/CviVHF96 (archiviert: https://go.apa.at/zEW2L21c)

[13] Zeit-Artikel: https://go.apa.at/WyB5V8Ji (archiviert: https://go.apa.at/0GyY2fFU)

[14] Biontech/ Pfizer-Aussendung: https://archive.is/X0bL3

[15] AstraZeneca-Aussendung: https://go.apa.at/1dIODHkN (archiviert: https://go.apa.at/fthINdQV)

[16] Studie aus Israel: https://go.apa.at/9P0lbokO (archiviert: https://go.apa.at/xAGxVSt8)

[17] BILD-Artikel: https://go.apa.at/ezzUJhzw (archiviert: https://go.apa.at/Zz9EKnlZ)

[18] Faktencheck von "Medizin transparent": https://go.apa.at/grbyQPfO

 

Wenn Sie zum Faktencheck-Team Kontakt aufnehmen oder Faktenchecks zu relevanten Themen anregen möchten, schreiben Sie bitte an faktencheck@apa.at. Die Texte vieler deutschsprachiger Faktencheck-Teams finden Sie auf der Seite des German-Austrian Digital Media Observatory (GADMO) unter: www.gadmo.eu

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