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Bier auf Rezept? Wie die richtigen Daten Krankheiten verhindern können

14. Juni 2021 | Elena Schwenk

Stellen Sie sich vor, in einigen Jahren werden Sie wach und leiden plötzlich unter unerträglichen Schmerzen. Sie gehen zum Arzt, der bei Ihnen Nierensteine und eine folgende Niereninsuffizienz diagnostiziert. Das würde Ihr Leben verändern. Was aber, wenn es möglich wäre, schon heute festzustellen, dass Sie in einigen Jahren erkranken? Durch Analysen und Daten könnten Sie schon Jahre vorher handeln – und das lange vor dem Ausbruch der Krankheit. Der Arzt könnte Ihnen verschiedene Maßnahmen empfehlen wie eine verbesserte Ernährung, besondere Beobachtung bestimmter Parameter, harntreibende Mittel – und vielleicht gäbe es ja sogar Bier auf Rezept. Denn bekannterweise kann das Getränk in Maßen gesund sein und die Nieren „spülen“. Und so würden Sie erst gar nicht erkranken. Das ist das Ziel der prädiktiven Medizin.

In den letzten Jahrhunderten hat sich die Medizin rasant weiterentwickelt und die weltweite durchschnittliche Lebenserwartung hat sich dadurch stark erhöht. Waren viele Krankheiten früher noch ein Todesurteil, haben wir sie heute gut im Griff und zum Beispiel dank Impfungen bekommen wir viele Erkrankungen gar nicht mehr, oder nur noch in geschwächter Form.

Prädiktive Medizin – verschiedene Anwendungsmöglichkeiten

Auch in der prädiktiven Medizin geht es darum, den Ausbruch einer Krankheit zu verhindern. Dafür betrachtet man die Daten von Betroffenen, von Personen, die kurz vor dem Ausbruch der Krankheit stehen und von gesunden Menschen. So erhält man ein genaues Bild der Erkrankung und es entstehen Muster, aus denen sich erkennen lässt, welche Warnsignale auf eine Veranlagung oder einen Ausbruch hindeuten können. Mit Hilfe dieser Erkenntnisse kann man dann schon vor Beginn der Krankheit handeln.

In der prädiktiven Medizin geht es aber auch darum, Komplikationen während einer schon ausgebrochenen Krankheit zu verhindern. Dafür werden neben Daten wie Alter, Geschlecht und Gewicht eines Patienten auch biologische, histologische und genetische Merkmale betrachtet, um so eine individuell abgestimmte Therapie mit dem größtmöglichen Erfolg und den kleinstmöglichen Komplikationen zu ermöglichen. Wichtig dafür sind auch Daten anderer Patienten, die keine Komplikationen während der gleichen Krankheit entwickelten. Anhand ihrer Angaben können Forscher Schlüsse ziehen und diese nutzen, um eine bessere Behandlung der erkrankten Patienten zu ermöglichen.

Auch bei der Entwicklung von Arzneimitteln kommt die prädiktive Medizin zum Einsatz.  Da jedes Immunsystem einzigartig reagiert, wirkt auch ein Medikament von Patient zu Patient unterschiedlich. Deshalb ist es für die Arzneimittelentwickler wichtig, die Wirkung möglichst genau voraussagen zu können. Dafür werden Wirkstoffe am Computer an virtuellen Patienten getestet. Durch die daraus entstehenden Daten lässt sich herauslesen, wie sich ein Arzneimittel im menschlichen Körper verteilt und wie es verstoffwechselt wird. Mit Hilfe dieser Tests an virtuellen Patienten wird die Arzneimittelentwicklung effektiver und sicherer.

Prädiktive Medizin wird auch in Bereichen wie Onkologie, Kardiologie oder Diabetologie verwendet. Bei einigen genetischen Krankheitsveranlagungen, wie beispielsweise einigen Tumorsyndromen, werden durch Gensequenzierungen Mutationsträger schon vor einer Erkrankung herausgefiltert. Dafür werden Algorithmen genutzt, die sowohl die genetischen Faktoren als auch die Umwelteinflüsse beachten, um besonders gefährdete Patienten zu identifizieren. Diese Menschen können dann an Vorsorgeprogrammen teilnehmen, sich regelmäßig untersuchen lassen und so eine Erkrankung oder einen schweren Verlauf vermeiden.

Prädiktive Technologien können also in vielen Fällen dabei helfen, Krankheitsausbrüche oder -verläufe vorherzusagen und für Patienten eine individuelle Therapieentscheidung zu treffen.

Wo stehen wir heute – und ist das erst der Anfang?

Mit Hilfe von Wearables ist es uns heute schon möglich, den gesamten Tag und die gesamte Nacht „nebenher“ wichtige medizinische Daten über uns zu sammeln. Wann schlafen wir, wie schlafen wir, wie hoch oder niedrig ist unser Blutdruck, wie unsere Temperatur, wie ernähren wir uns, wie war der Verlauf einer Krankheit? All das können wir ohne großen Aufwand, ja meist sogar ohne dass wir es merken, messen. Unser Fitnesstracker kann uns auf Herzrhythmusstörungen hinweisen und die Ernährungs-App warnt bei zu zuckerhaltiger Ernährung.

Doch wir sind noch lange nicht am Ende der Möglichkeiten angelangt. Die prädiktive Medizin kann einen entscheidenden Beitrag für eine verbesserte Patientenversorgung zu leisten. Grundvoraussetzung ist eine Digitalisierung des Gesundheitswesens mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien, die es möglich machen, große Mengen an Daten anonym zu sammeln und so zu verarbeiten, dass mit Hilfe der Erkenntnisse Menschenleben verbessert oder sogar gerettet werden können. Um das zu bewerkstelligen, gilt es digitale Lösungen zu finden und neue Arbeitsprozesse zu etablieren. Immer mit dem Ziel vor Augen: Eine Medizin zu ermöglichen, die auf die individuellen Bedürfnisse eines Patienten eingehen kann und in der Lage ist, Krankheiten schon vor dem Entstehen zu verhindern. So kann die prädiktive Medizin den Grundstein für eine neue Art der Medizin bilden, die sich weg von der reinen Behandlung von Krankheiten hin zu einer Präventivmedizin entwickelt, von der alle profitieren können.

 

Quellen:

https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/praediktive-medizin-und-individualisierte-medizin/

https://www.aerztezeitung.de/Medizin/So-gesund-ist-Bier-228813.html

https://www.drze.de/im-blickpunkt/praediktive-genetische-testverfahren/module/praediktive-genetische-diagnostik-im-engeren-sinne

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